Tunesien
Dünen und
Datteln
Wir sind in Afrika. Unsere Reise hat begonnen und wir sind in dem
Kontinent angelangt den wir von Norden nach Süden erkunden
wollen. Ja so ganz sind wir noch nicht in Afrika. Die Cartharge, die
Fähre von Genua nach Tunis, hat soeben am Kai angelegt und wir
gehen davon aus, dass es noch Stunden dauert bis wir tunesischen Boden
betreten dürfen. Unser Monster ist das hinterste Auto auf der
Fähre - deshalb haben wir Zeit.
Zeit zu erzählen was
wir auf den ersten 825 km erlebten. Natürlich sind wir am 9.
Oktober nicht pünktlich losgekommen. Aber warum auch
pünktlich sein, wenn ein halbes Jahr Zeit vor einem liegt. Der
erste Stop war auf der Raststätte Bruchsal geplant. Dort wollten
uns die Kollegen von Thilo noch mal Tschüss sagen und den ersten
kaputten Wasserkanister austauschen. Mit 3 Stunden Verspätung
nach dem Zeitplan, kamen wir auf der Raststätte an. Und wie wohl
bei allen größeren Reisen machen sich die ersten Probleme
schon nach wenigen Kilometern bemerkbar.
Im linken Hinterrad steckte eine Blechschraube, die Trommelbremsen
waren heißgelaufen und das Monster stank nach defekten Bremsen.
Was tun? Bei einem Kaffee beschlossen wir beides zu ignorieren und
weiterzufahren. Natürlich schafften wir es an diesem Tag nur bis
an den Vierwaldstätter See. An dieser Stelle wurde von uns zum
ersten mal das Gedicht "Zwei Ameisen" von Ringelnatz
zitiert.
Am Freitag Morgen um 9:00 ging es dann weiter Richtung Süden. Wir
überquerten die Alpen und kamen im Spätsommer an. Da der
Fährhafen in Genua an der Westseite der Stadt liegt suchten wir
einen Campingplatz westlich der Stadt, damit wir mit dem Monster nicht
am
Samstag Morgen quer durch Genua fahren müssen - aber genau das
taten wir dann am Samstag, weil wir es nicht lassen konnten. Quer
durch die Bootsmesse hin und zurück zu fahren gab uns noch den
besondern Kick.
Trotz dieser
unfreiwilligen Sightseeing Tour kamen wir rechtzeitig (ca. 6 Stunden
zu früh) am Fährhafen an und sammelten die ersten
Eindrücke, was ein Nordafrikaner alles auf ein Auto packen kann.
Außer der kompletten Wohnungseinrichtung inklusive des Sofas hat
auf einem herkömmlichen PKW auch noch eine
Kühlgefrierkombination Platz.
Einige Stunden später waren wir auf dem Weg nach Afrika. Nach
Besichtigung der von uns zur Übernachtung gebuchten Pullmannsitze
beschloss der männliche Teil der Reisegruppe eine Kabine zu
nehmen. Die besagten Sitze waren mit allem was man sich vorstellen
kann (vers...) durchtränkt. Nein danke! Nach einer entspannten
Nacht legten wir in Tunesien an und unsere Reise beginnt nun
richtig.
Das Entladen der Fähre geht schneller als wir erwarteten.
Plötzlich werden wir an allen vorbei gewunken und verlassen die
Fähre. Alle Abfertigungsplätze sind mit langen Schlangen von
Autos mit Kühlschranken verstopft. Wir werden an den Schlangen
vorbei gewunken und stehen unversehens ganz vorne. Schnell
zurückrennen zum Beamten der die Stempel ausgibt und die
Einreisestempel holen. Dana hastet zur Bank und tauscht die ersten
Dinare. Und schon werden wir weiter gewunken Richtung Ausfahrt. Ein
Beamter kontrolliert noch einmal die Papiere und stellt fest, uns
fehlen noch ein paar Stempel. Vor allem hätten wir diese Stempel
beim Immigration Office auf der Fähre holen müssen. Wie wir
im Nachhinein feststellen mussten " "lesen bildet" -
diese Prozedur war in unserem Tunesien Reiseführer beschrieben.
Das Monster blockiert mittlerweile die Ausfahrt des Zollhof so, dass
nur ein PKW vorbei passt. Der Weg zurück ist auch versperrt, weil
hinter uns ca. 1000 Autos stehen und raus wollen.
Uns hilft ein freundlicher Tunesier (auch Tourist), der fließend
deutsch spricht. Als er feststellt, dass wir die notwendigen Stempel
nicht haben stöhnt auch er auf, aber im Laufschritt vorbei an
langen Warteschlangen geht es von Beamten zu Beamten, und nach 6
Stationen haben wir doch tatsächlich alle Stempel zusammen. Wir
werden nur oberflächlich kontrolliert und mit dem für
arabische Länder so untypischen Ruf "quickly, quickly"
vom Zollhof gejagt. Aufgrund unserer Unkenntnis (Dussligkeit) sind wir
also in weniger als einer Stunde eingereist. Leider haben wir in der
Hektik keine Monster-Versicherung abgeschlossen und noch einmal
zurück getrauten wir uns nicht. Also fahren wir mit einem etwas
mulmigen Gefühl weiter - ohne Versicherung.
Der Tag neigt sich dem
Ende und die Reisegesellschaft benötigt einen
Übernachtungsplatz. Das Pfadfinder Camp bei Hammam Lif (in der
Nähe von Tunis) bietet auch für Touristen
Campingplätze. Mittlerweile ist es Nacht geworden und eigentlich
wollten wir doch bei Nacht nicht fahren. Wir finden das Camp und sind
wirklich froh unsere Einreise nach Afrika geschafft zu haben. Die
Bremsen stinken nicht mehr und die Luft beliebt trotz der Schraube im
Reifen zu bleiben - was will man mehr.
Bei Erzählungen übers Reisen und einem guten Schluck
italienischen Weins beschließt die Mannschaft diesen Tag.
12. Oktober 2003
" Ceterum censeo
Carthaginem delendam esse" Cato. ...und sie waren
gründlich, die Römer. Nach einem ausgiebigen
Frühstück wagen wir uns auf die Straße. Wir wollen
schauen, was die Römer von Karthago übrig gelassen haben.
Auf dem Weg nach Norden kommt uns immer wieder in den Sinn, dass wir
keine Versicherung haben, aber irgendwie verdrängen wir auch das.
Das Fahren in Tunesien ist doch deutlich gemäßigter als wir
uns das vorgestellt haben und das Tanken macht bei den Dieselpreisen
fast schon Spaß.
In Karthago angekommen, sind wir ein bisschen enttäuscht.
Eigentlich ist nicht viel zu sehen. Von dem ursprünglichen
Karthago der Punier ist fast gar nichts und von den Römern nur
unwesentlich mehr übrig geblieben. Nur der Kriegs- und
Handelshafen hat es uns angetan. Auch hier ist sehr viel
Vorstellungskraft nötig, aber diese macht es dann auch besonders
spannend. Die Punier hatten wirklich etwas zu bieten. Eventuell mit
ein Grund, warum Cato so kategorisch gegen sie war. Nach der
Besichtigung von Sidi Bou Said, einem malerisch weißen
Ausflugsdörfchen, geht es zurück ins Pfadfinder Camp.
Natürlich ist es mittlerweile wieder Nacht, die Straßen von
Tunis total verstopft und wir mitten drin. Dabei wollten wir doch
nicht bei Nacht fahren.
Dieser kurze Ausflug zeigt uns, dass wir noch manches am Monster
optimieren müssen, bis wir uns auf raue Pisten wagen können.
Die Strassen sind doch eher etwas "welliger". Nach 200 km
haben sich die ersten Haken aufgebogen und der Aufsatz bewegt sich
doch arg. Das Konzept Monster muss wirklich überdacht werden, da
wir aber keine Alternative haben fahren wir morgen weiter.
13.Oktober 2003
KASO-Tour hat den Plan geändert. Die Gesellschaft fährt
nicht sofort nach Djerba, sondern erst in ein paar Tagen. Laut
Reiseführer soll der schönste Campingplatz von Tunesien in
Douz am Rande der Sahara liegen. Da die Sahara doch ein wesentlicher
Teil von Afrika ist wollen wir heute dahin und uns ein bisschen
einstimmen. Es ist schon 10 Uhr und wir sind immer noch nicht
unterwegs.
Dabei ist unsre heutige Tagesetappe über 500 km. Das bedeutet wir
werden wieder bei Nacht fahren. Aber zuerst machen wir bei einem
Schlosser in Hammam Lif einen kleinen Service Stop und lassen uns die
Haken zur Befestigung des Aufbaus zu schweißen. Das Zuhause zu
tun wäre natürlich zu einfach gewesen. Die Landschaft
erinnert an Nordspanien, viel Landwirtschaft und viel Olivenplantagen.
Es wird Nacht und wir haben noch über 200 km. Die Straße
biegt nun nach Westen ab und führt laut Karte durch
Wüstengebiete, aber das einzige Merkmal der Wüste das wir
erkennen können, ist das Schild das vor Kamelen warnt.
Es ist 22:00 Uhr als wir in Douz ankommen. Ja wir sind am Rand der
Sahara es gibt viele Dattelpalmen und Sand.
Douz
Vom Muezzin werden wir geweckt. Es ist kaum zu glauben. Wir sind
mitten in einer Geschichte aus "Tausend und einer Nacht"
gelandet. Die Menschen sind meist mit Kaftan und Turban bekleidet. Die
Männer sitzen in Cafes und rauchen Wasserpfeife, es wird laut
gestikuliert und verhandelt und die Frauen, die sind eigentlich nicht
zu sehen. Auf dem Markplatz werden
langsam die Marktstände aufgebaut, denn morgen am Donnerstag ist
Markttag. Zu diesem Markt sollen die Berber und Tuareks aus der ganzen
Umgebung kommen um Vieh und Sonstiges zu kaufen und verkaufen. Das
finden wir echt klasse. Wir können stundenlang auf den Markt
gehen nur um eine handvoll Nüsse zu kaufen.
Der Rhythmus des Tages wird vom Muezzin vorgegeben. Manchmal streiten
sich 3 Muezzine gleichzeitig um das Gehör der Gläubigen,
natürlich unterstützt durch entsprechend ausgelegte
Lautsprecheranlagen. Überall wachsen Dattelpalmen und die Datteln
sind ganz offensichtlich der Stolz dieser Region. Douz ist wirklich
eine Bilderbuch Oase, so wie es im Reiseführer stand.
Vor der Reise haben wir ziemlich viel notwenige Tätigkeiten am
Monster mit dem Satz erledigt "das machen wir auf Djerba".
Das Thema Reifen gehört mittlerweile auch dazu. Da wir nun schon
über 1500 km gefahren sind sollte der Belegschaftsmonteur doch
mal nach Getriebe und Antriebswellen und dem ganzen Drumherum schauen.
Gesagt getan. Das Getriebe ist OK, es verliert zwar etwas Öl,
aber wie Matthias aus Mannheim sagte "... wo Öl raus
läuft ist auch noch welches drin" und "eine LT ist nie
ganz, aber auch nie ganz kaputt", dafür aber unser linker
Hinterreifen. Der Reifen hat einen 20 cm langen Riss auf der
Innenseite. Eigentlich kein Problem da wir ein Reserverad und 2
zusätzliche Reifen dabei haben, aber wir wollten etwas mehr
Strecke zurückgelegt haben bis wir sie benötigen. Reparieren
kann diesen Reifen auch niemand mehr. Also hole ich unser Werkzeug und
will den Reifen lösen. Die Schrauben sind wirklich ganz
ordentlich zu - und noch etwas mehr Kraft ... und - meine Ratsche ist
kaputt und die Schrauben sind immer noch zu. In mir brodelt es. Das
Werkzeug wird wieder eingeräumt und - ja was nun? Jetzt kommt
auch noch ein anderer Tourist mit einem HZJ, den wir schon von der
Fähre kennen. Etwas peinlich empfinde ich die Situation schon.
Und wieder fällt mir das Gedicht von Ringelnatz ein.
Der HZJ hat den passenden Schraubenschlüssel, einen 27'er und
wir können den Reifen wechseln. Der Wagenheber funktioniert,
obwohl er vorher auch nicht getestet wurde. KASO-Tour ist sich zwar
einig, dass eine gewisse Blauäugigkeit und etwas Fatalismus zu so
einer Reise gehört aber es regt sich in mir doch die Frage ob wir
die Blauäugigkeit nicht überreizt haben.
Wenn ich mir vorstelle, dass der Reifen gestern in der Nacht geplatzt
wäre, ich mit meinem kaputten Werkzeug in der Hand am Rand der
Wüste sitze und auf den nächsten LKW warte ... Deshalb
machen wir uns auf und suchen nach einem massiven 27
Steckschlüssel mit dem die Reifen in Zukunft gewechselt werden
können. Mit fliesendem Französisch "vingtsept" und
viel
deuten begeben wir uns wieder in die Souks von Douz. Und es ist nicht
zu glauben, wir finden den entsprechenden Steckschlüssel wirklich
in schwerer Qualität. Zwar nicht billig aber eben auch nicht
schlecht. Der Abend wird mit eine paar "Lülm" beendet
und das Ganze vergessen.
Am anderen Morgen werden wir von markerschütterndem Eselgeschrei
geweckt. Das Geschrei klingt so, als ob der Esel sofort und auf die
übelste Art, die sich ein Esel nur vorstellen kann, geschlachtet
werden soll. Dabei will er nur seinem Kumpel, den er vergangene Woche
auf dem Markt zuletzt gesehen hat, ein "Hallo" zurufen. Der
Viehmarkt ist direkt neben dem Campingplatz, daher die
Geräuschkulisse. Der Viehmarkt hält was das Geschrei
verspricht: Esel, Ziegen, Schafe in allen Farben, Pferde, Dromedare
und Touristen. Wirklich kaum vorstellbar, das soviel
Ursprünglichkeit noch vorhanden ist - wirklich schön. Wir
verbringen fast den ganzen Tag auf dem Markt mit gucken, betasten und
schauen. Es fällt uns auf, dass
das Feilschen gar nicht so wichtig ist. Oft wird vom Händler ein
Preis gesagt und der wird vom Käufer akzeptiert. Für uns hat
das den Vorteil, dass auch wir nicht feilschen müssen. Das
wäre uns mit unserem nicht vorhandenen arabisch doch etwas
schwergefallen. Das Gefälligste auf dem Markt sind die
Gewürzhändler.
Hier ist das Einkaufen wirklich dreidimensional: hören, sehen und
riechen. Leider benötigen wir keine weiteren Gewürze. Unser
Einkauf beschränkt sich auf eine Geschenkpackung Datteln.
Der Urlaub hat wirklich begonnen, als wir im Cafe auf dem Marktplatz
sitzen, langsam einen kleinen Milchkaffee schlürfen, das Treiben
beobachten und heute eigentlich nichts mehr tun müssen als einen
neuen Reifen aufziehen zu lassen. Vom Zauber des Augenblicks
verführt, beschließen wir noch einen Tag in Douz zu bleiben
und die kleine Wüstenrundfahrt am folgenden Tag zu
unternehmen.
17. Oktober 2003
Wir machen uns auf zu einer kleine Rundfahrt durch die Sahara
Randbezirke in der Nefzoua Region. Bisher haben wir von der Wüste
noch nichts gesehen. Entweder habe ich am Monster geschraubt oder wir
waren auf dem Markt dabei sollen die nahsten Dünen nur 500 m
weiter sein. Wir sind fasziniert. Wirklich wenige Kilometer
außerhalb von Douz existiert die Bilderbuch-Sahara wie man sich
Wüste vorstellt: Dünen in Safrangelb mit Palmen und
Kamelherden mit Hirten. Die Kamelherden sind allerdings für die
Touristen. Im Umkreis von Douz gibt es angeblich 1900 Kamele nur zu
dem Zweck die Touristen durch die Wüste zu schaukeln.
Weiter im Südwesten biegt von der geteerten Hauptroute eine Piste
zu einem Salzsee ab. Diese Piste wollen wir nehmen um zu testen, was
das Monster im "Gelände" macht. Nach nur wenigen
Kilometern befinden wir uns mittendrin. Die Piste ist in so gutem
Zustand, dass wir sie ohne jegliche Probleme fahren können.
Es sieht echt klasse aus, wir mit dem Monster in der Wüste und
rund um uns herum nur Sand, Salzlacken und Gestein - Sahara pur. Nach
etwa einer Stunde treffen wir wieder auf eine Teerstrasse auf der wir
zurück nach Douz fahren.
Von den Dünen in unmittelbarer Nähe beeindruckt,
beschließen wir, unseren "Lülm Sun downer" in den
Dünen zu nehmen. Lülm ist das tunesische Bier. Eigentlich
heißt es anders Celtis oder so ähnlich, aber eine
Motorradfahrer aus Paderborn stellte fest: "wenn meine Mutter
vorlesen soll was das heißt (arabische Schriftzeichen), so
würde sie Lülm sagen" deshalb Lülm.
Also per Pedes Richtung Dünen. Nach etwa 200 Metern müssen
wir einem Eselkarren Platz machen. Der Eselkarrenkutscher fragt uns ob
wir mit wollen, wir wissen nicht ob er es ernst meint aber wir steigen
auf. Man sieht, dass er ganz stolz ist 2 Touristen spazieren zu
fahren. Mit viel Geschaukel und Gewackel geht es durch einen
Palmenhain und wie hier in der Sahara üblich, beginnt es zu
regen. Es ist nicht zu fassen, wir sind in der Sahara und es regnet.
Beim Wohnhaus des Bauern steigen wir ab, er wohnt nur 200 m von den
Dünen entfernt. Spontan werden wir zum Essen eingeladen aber wir
verzichten freundlich und ziehen weiter.
In den Dünen ein Schauspiel, dass wir uns so nicht vorgestellt
haben. Heerscharen von Kamelen mit Touristen drauf ziehen in der
Abenddämmerung dem Rand der Wüste entgegen. Malerischer kann
man sich eine Karawane nicht vorstellen. Es sind sicher mehr als 200
Kamele unterwegs. Diese Kamelritte in der Wüste sind eine
Hauptattraktion von Douz. Obwohl wir Lust dazu haben verzichten wir
heute auf einen Kamelritt. In trauter Eintracht mit einem Jungen und
seinen 2 Kamelen wandern wir zurück nach Douz.
18. Oktober 2003
Wir sind unterwegs in Richtung Westen. Unsere Route führt zuerst
durch die Wüste und dann über die nördlichen
Ausläufer des Dahar-Gebirges. Die Strasse ist in bestem Zustand.
Laut Reiseführer soll dies früher eine Schotterpiste gewesen
sein, jetzt aber ist sie geteert. Über 120 km Wüste liegen
vor uns. Die Strasse verläuft schnurgerade bis sie dann langsam
zu den Bergdörfern um Matmata ansteigt.
Das besondere an diesen Bergdörfern ist, dass die Häuser
eigentlich unter der Erde liegen, in Wohnhöhlen. So ist das
gesamte Dorf Beni Metir in den Boden gegraben. Da Matmata selbst sehr
touristisch sein soll wagen wir uns mit dem Monster nach Beni Metir.
Und wirklich, außer uns ist niemand da. Es gibt aber auch fast
nichts dort. Da etliche dieser Wohnhöhlen verlassen sind,
können wir uns eine etwas genauer ansehen. Die Wohnhöhlen
sind immer um einen Art Innenhof angeordnet. Von diesem Innenhof gegen
verschieden Schlaf- und Wirtschaftshöhlen ab. Es ist schon gut
vorstellbar, dass in diesen Höhlen im sommers wie und winters ein
angenehmes Klima herrscht. Vor allem sind sie windgeschützt.
Teile der "Star Wars" Trilogie wurden in dieser Gegend
aufgrund der Wohnhöhlen gedreht. Fans werden sich sicher an die
spezielle Bar erinnern. Sie existiert wirklich und ist Teil eines
lustigen Hotels.
Weiter geht unsere Fahrt den Pass hinunter nach Techine. Mittlerweile
gibt es keine Teerstrasse mehr, weil die wird gerade erst gebaut. Das
bedeutet für uns wir fahren in einer Baustelle auf 130 km
Länge. Die Pistenbeschaffenheit ist so, wie ein sehr schlechter
Feldweg bei uns. Die Strasse wird immer enger. Kurz vor Techine
füllen wir den Weg vollständig aus: links nur noch Abhang,
rechts nur noch Berg und dazwischen kein Platz für
Fußgänger. Die Landschaft ist beeindruckend. Überall
sind Sandsteinverwit-terungen mit vereinzelten Palmen. Die Strasse ist
eng in einen Ausläufer der Berge eingegraben und windet sich nach
unten ins Dorf Techine. Nach Techine plötzlich wieder
hervorragender Asphalt.
Natürlich war die Tagesetappe etwas langwieriger als angenommen
und wir fahren mal wieder bei Nacht - obwohl wir eigentlich nicht bei
Nacht fahren wollten, aber das erwähnten wir bereits, glaube
ich.
19. Oktober 2003
Wir sind auf der Insel Djerba. Geplant war acht Tage hier zu
verbringen. Jetzt bleiben uns nur noch drei Tage, aber der Abstecher
nach Douz war es auf jeden Fall wert.
Auf dem Campingplatz von Aghir sind nur wir und Heike und Pit aus
Deutschland. Heike und Pit fahren mit dem Motorrad mit Seitenwagen
durch Tunesien und haben dadurch natürlich eine andere
Betrachtungsweise. Sie sind eher Minimalisten, da der Platz im
Motorrad doch beschränkt ist. Wir stellen hier auf Djerba fest,
dass wir wirklich fast alles dabei haben was eine Wohnung ausmacht und
egal wie sich das Monster bewähren wird im Sand oder auf rauer
Piste, solange wir es haben, reisen wir sehr bequem.
Entsprechend ruhig und geruhsam werden die Tage von uns angegangen.
Erstens müssen wir uns von den Strapazen einer halbtätigen
Reise erholen und zweitens auf die Einreise nach Libyen
vorbereiten.
Wir wissen nichts über die Versorgungslage in Libyen wollen uns
auf dem Markt von Houmt Souk nochmals mit Lebensmitteln und allem
Möglichen eindecken. Auch müssen entscheidende
Verbesserungen am Monster vorgenommen werden. Der Schrank braucht noch
zusätzliche Regalböden und der Zusatztank muss zum dritten
Mal neu abgedichtet werden.
Houmt Souk ist eine ganz normale Stadt auf Djerba, wirklich nicht
vorzustellen, dass es hier vor wenigen Jahren ein Anschlag auf
Touristen gab. Es passt gar nicht in unser Bild von Tunesien. Wir
haben uns bisher in keiner Weise irgendwie unsicher gefühlt. Uns
sind nur freundliche und hilfsbereite Menschen begegnet. Es ist ein
angenehmeres Reisen als in mancher südeuropäischen
Baderegion. Auch Belästigungen oder blöde Anmache gibt es
nicht.
Das Spannendste auf dem Markt von Houmt Souk ist die
Fischversteigerung. Die Fischer geben ihre Fische, immer so 3 bis 8
Stück an einem Seil, dem Auktionator. Dieser, geschmückt mit
einer Blume hinter dem Ohr, versteigert den Fisch an den
Meistbietenden und erhält dafür einen Prozentsatz des
Erlöses. Deshalb gibt es ein Gedränge vor und hinter dem
Auktionator. Vor ihm drängen sich die Käufer, um
günstigen Fisch zu ergattern, und hinter ihm drängen sich
die Fischer, um Ihre Ware möglichst gut versteigern zu lassen.
Wir können uns gerade noch beherrschen und verzichten heute auf
Fisch.
So jetzt müssen wir nur noch einen Schreiner für unser Brett
finden. Das ist gar nicht so einfach, wenn man ein so
lückenhaftes Arabisch spricht wie wir - außer Lücke
eben nichts. Aber siehe da, wir trauen unseren Augen kaum, mitten in
der Souls von Houmt Souk ein Schild "Schreiner" - er hat
zwar keine Bretter da, aber er kann uns zu einem anderen Schreiner
bringen.
So jetzt wollen wir nur noch Bier (Lülm) oder Wein kaufen.
Hier in Tunesien kommt man sich ein bisschen wie ein Junkie vor, wenn
man nach Alkohol fragt. Zwar liegen über all Lülm Dosen rum
und irgendwer muss sie ja trinken, aber keiner scheint es zu
verkaufen. Es ist uns auf Djerba wirklich nicht gelungen eine Dose
Bier oder eine Flasche Wein zu ergattern. Zum Glück haben wir
noch eine eiserne Reserve, da wir vor der morgigen Einreise nach
Libyen doch noch gerne einen guten Schluck Wein trinken wollen. In
Libyen gibt es sicher keinen Wein zu kaufen.
Tunesien ist sicher ein zweite Reise wert und das nicht nur 7 Tage auf
der Durchreise. Die nächste Etappe geht durch Libyen. Darauf und
auf unseren persönlichen Führer sind wir besonders
gespannt.
Hier noch ein paar Impressionen aus Tunesien
Ausreise aus Europa
Die Reste von Karthago
Sidi Bou Said
... unvermeidliche Bilder
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