Kenia
Monster Safari, Wilde
Tier, Banditen und Strand
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9. Januar 2004 - Einreise in Kenia
Kenia war immer schon ein heimlicher Favorit unserer Reise und nun
stehen wir an der Grenze zum Land von Hemingways Erzählungen und
harren der Dinge, die die Administration in Kenia für uns bereit
hält. Als wir vor der Reise unsere Route beschrieben, sagten viele,
"... wenn ihr in Kenia seid, dann habt ihr ja das Schlimmste hinter
euch." Wenn wir den Reisehandbüchern und den Berichten andere
Reisenden glauben schenken, dann ist Kenia eines der gefährlichsten
Länder, in das wir reisen. An dieser Stelle möchten wir auf die
Homepage von zwei Reisenden verweisen, die eine ähnliche Tour im
Herbst 2003 mit 2 Vespas bewältigten http://www.schiebenimsand.de. Eine Reiseseite die zu einer
wichtigen Informationsquelle während der heißen Phase unserer
Vorbereitungen wurde. Speziell die Route von Moyale bis nach Isiolo hat
auch die beiden Vespafahrer einige Nerven und mehr gekostet. Sie steht in
einem erschreckenden Ruf, 528 km grausamste Piste.
Zum einen ist die Strecke angeblich in einem
wirklich desolatem Zustand, so dass Feder oder Rahmenbrüche an der
Tagesordnung sind, zum andern ist die Sicherheit auf diesem
Streckenabschnitt quasi nicht gewährleistet. In der Vergangenheit
wurde häufig von bewaffneten Raubüberfällen gewarnt, bei
deren Verlauf auch vor dem Gebrauch von Schusswaffen nicht zurück
geschreckt wurde. Aus diesem Grund durfte diese Strecke nur im Konvoi
oder in Begleitung von bewaffneten Polizisten gefahren werden. Der Konvoi
von LKWs ging immer morgens um 9:00 Uhr los, ihnen zu folgen ist fast
unmöglich, da sie mit mörderischem Tempo über alle
Unebenheiten der Piste hinwegfegen und hinter sich nur verbrannte Erde
lassen. Auch Martin der seit 30 Jahren in Kenia lebt und einen Landrover
fährt, vermochte nicht dran zu bleiben, also schon gar nicht daran
zu denken es mit Monster zu versuchen. Die Mitnahme eines bewaffneten
Polizisten ist außer dem finanziellen Aspekt, auch deshalb
umstritten, da das Aggressionspotential dadurch noch weiter erhöht
wird, eben dadurch dass er bewaffnet ist. Entweder setzt er bei einem
Überfall die Waffe ein, dann wird geschossen oder er setzt sie nicht
ein, aber dann ist es unnötig bewaffneten Pseudoschutz
mitzuführen. Die neusten Gerüchte besagen nun, dass es den
Konvoi gar nicht mehr gibt und dass keine Gefahr mehr von Banditen
ausgeht, da die Regierung in letzter Zeit hart durchgegriffen hat. Aber
ob nun Konvoi oder nicht und ob Begleitschutz notwendig ist oder nicht,
das konnte uns bisher niemand sagen, das müssen wir vor Ort
herausbekommen.
Diese Beschreibungen spiegeln etwa unseren Informationsstand wieder, als
wir in Kenia einreisen. Alles in allem, also nicht gerade ermutigend.
Trotz alledem, sind wir recht froh nun nach Kenia zu kommen. Unsere
Erwartungshaltung ist deutlich höher, als bei unserer Einreise in
Äthiopien.
Die Administration in Kenia ist gnädig. Immigration, Zoll und
polizeiliche Registrierung ist in einer Stunde erledigt: ohne
Gebühren, ohne Untersuchung von Auto und Gepäck und ohne
Versicherung, die ist erst in Nairobi zu bekommen, bis dahin muss es
wieder ohne gehen. Wir haben sowieso seit Wadi Haifa keine Versicherung
mehr und die Folgen eines Unfalls werden einfach verdrängt,
Selbstschutz.
In Moyale (Kenia) gibt es ein Wildlife Service bei dem campieren
möglich ist. Dank GPS finden wir es sofort. Wirklich ein
schöner Platz, in Savannenlandschaft mit bunten Blumen. Das Einzige
was das Ambiente etwas stört, ist das Dröhnen eines
Dieselgenerators der die ganze Stadt mit Strom versorgt. Der Preis der
Zivilisation. KASO-Tour beschließt den morgigen Tag hier zu
verbringen und zu erkunden was uns auf der Strecke nach Isiolo erwartet.
Wir haben uns kaum mit dem Platz vertraut gemacht, als ein weiteres
Motorengeräusch unser Interesse weckt. Daryl aus Südafrika
kommt soeben an. Er kommentierte seine Einreise in Kenia mit dem Satz
"... back to civilisation". Nach kurzem Small Talk entscheiden
wir in die Stadt zu gehen und unser Wiedersehen mit einem Bier zu feiern.
Das ist aber in Moyale aber gar nicht so einfach.
Moyale besteht eigentlich nur aus einer
Grenzstation und ist vornehmlich islamisch geprägt. Weiterhin gibt
es ein kleines Hotel, eine Bank, fünf winzige Geschäfte, eine
katholische Mission, 17 und ein paar Häuser, ein Polizeiposten und
ein Gefängnis. Zum Gefängnis gehört eine Kantine und die
Kantine hat eine Bar. In dieser Bar landen wir und es ist klasse: Tische
und Bänke aus Beton mit Zebramuster, Palmwedeldach und Country
Musik. Irgendwie vermittelt uns diese Lokation ein Gefühl von
Urlaub. Es fehlt nur das Meer aber sonst fehlt nix. Wir testen uns durch
die kenianischen Biersorten und finden alle äußerst
gefällig.
10. Januar 2004 - Informationsbeschaffung
Daryl fährt heute mit dem Konvoi weiter. Es gibt den Konvoi
tatsächlich. Er startet jeden Morgen um 9:00 Uhr. Bei der Nachfrage
ob es gefährlich ist, ohne Konvoi zu fahren, entgegnet der
zuständige Polizist: "... ich arbeite nun schon 2 Jahre hier
und habe noch nie einen Banditen gesehen". Na ob die sich gerade bei
ihm melden?
Es ist also möglich und gestattet alleine zu fahren, aber nicht bei
Nacht oder vor Sonnenaufgang. Unser Plan für morgen ist, so
früh wie möglich loszufahren, so dass wir bei Einbruch der
Dämmerung in Marsabit sind. Der früheste Zeitpunkt ist 7:30 Uhr
so wird uns gesagt. Vorher lassen sie uns nicht abfahren. Wir haben also
10 Stunden Zeit für 247 km. Das bedeutet, wenn wir immer schneller
als 25 km/h fahren kommen wir bei Tageslicht an. ... Wir rechnen hier mit
anderen Zeit- und Geschwindigkeitsdimensionen als daheim.
Da uns die Sicherheits-Aussage der Polizisten irgendwie zu banal
vorkommt, gehen wir zur katholischen Mission um dort eine
unabhängige Meinung zu hören. Wir werden freundlich empfangen
und sofort gefragt ob wir in der Mission campen wollen. Das ist zwar sehr
nett, aber unser Platz ist schön und deshalb lehnen wir ab. Die
positive Einschätzung der Sicherheitslage bestätigen sie. Sie
fahren häufiger die Route und ihnen sind keine Vorkommnisse bekannt.
Wir sind etwas beruhigt und werden morgen früh ohne Polizeischutz
aufbrechen. Den Abend beschließen wir - natürlich - in der
Prison Bar.
11. Januar 2004 -Moyale - Marsabit
Pünktlich um 8:00 Uhr stehen wir am Schlagbaum, 7:30 war leider
nicht zu schaffen. Der Konvoi wartet hinter uns. Da heute Sonntag ist,
besteht der Konvoi nur aus einem LKW. Es wäre also sowieso ein Witz
auf den "Konvoi" warten zu müssen. Wir werden in einem
Buch registriert und machen uns auf die Piste. Es ist theoretische ganz
einfach - immer schneller als 25 km/h fahren. Das GPS zeigt uns die
Durchschnittsgeschwindigkeit gnadenlos an.
Der erste Teil der Strecke ist gar nicht so
übel, rote Tonerde die vom letzten Regen ausgewaschen ist. Die
Furchen die von LKWs gegraben wurden, sind bis zu einem halben Meter
tief. Es wäre undenkbar für uns, in der Regenzeit hier
durchzufahren. Die Umgebung ist eine einzigartige Savannenlandschaft,
weitläufig und harmonisch. Piste: manchmal guter Schotter hin und
wider festgefahrene Erde. Zeitweise erreichen wir sogar die
Spitzengeschwindigkeit von 40 km/h.
Große Kamelherden weiden in der Savanne. Eigentlich hätten wir
sie hier nicht erwartet. Anscheinend gibt es in Nordkenia mehr Kamele als
in Ägypten. Auch die ersten Wildtiere wie Strauße und Gazellen
können wir hin und wieder beobachten.
Nach Moyale fallen uns vereinzelt Einheimische auf, die in der Tracht
der Masai gekleidet sind. Anfänglich dachten wir sie sind nur
für die Touristen so angezogen, aber es hat hier keine Touristen.
Sie tragen ihre Stammestracht aus und mit Stolz. Je weiter wir fahren
desto mehr Masai sehen wir: die Haare ockergefärbt, kunstvoll
geflochten und geformt, zum Teil üppig behängt mit
Silberschmuck, bewaffnet mit Speer und einem langen Messer. Die
beherrschende Farbe ist Rot. Die Bekleidung besteht hauptsächlich
aus einem rotkarierten Tuch. Es mutet für uns Westeuropäer
merkwürdig an, dass die Menschen hier noch ihre Stammeskultur
bewahrt haben und auch danach leben. Vor allem das
miteinander von Tradition und Moderne scheint den Menschen ein Normal zu
sein. Für uns ist es unvertraut die anachronistische Tradition mit
unsrer scheinbaren Moderne vermischt zu sehen, aber ein Masai auf dem
Fahrrad, traditionell gewandet ist hier normal. Auch können ein
Masai in Rot und ein Student in Cowboyboots, Lederjacke und Sonnenbrille
durchaus auf einem Motorrad unterwegs sein. Das sind die positiven
Eindrücke der Fahrt nach Marsabit. Trotzdem haben wir ein mulmiges
Gefühl wegen der Banditengerüchte. Das heißt zur
Sicherheit, wie uns alle empfehlen, unter keinen Umständen anhalten
und niemanden mitnehmen.
Nach der Ortschaft Turbi durchqueren wir die Dida Galgalu Wüste und
die Piste wird immer schlechter. 25 km/h sind nicht mehr zu halten. Die
Landschaft ist nun graue Steinwüste und die Piste widerspenstiges
Wellblech. Mit 10-15 Km/h quälen wir uns voran. Der Konvoi d.h. der
LKW aus Moyale hat uns schon vor Stunden überholt und bisher sind
uns 5 andere LKWs entgegen gekommen. Allzu viel ist hier wirklich nicht
los. Mittlerweile ist gar niemand mehr zu sehen. Gegen 19:00 Uhr, mit dem
letzten Tageslicht, kommen wir in Marsabit an. Da wir in Moyale so
freundlich in der katholischen Mission aufgenommen wurden, fragen wir
auch hier bei der Mission nach ob wir campieren können. Der
portugiesische Pfarrer bestätigt uns, dass die Strecke nun sicher
sei. Vor einem Jahr gab es zwar fast täglich Übergriffe, so
erzählt er, vor allem zwischen Marsabit und Archers Post, manchmal
sogar mehrmals am Tag, aber seither nicht mehr.
12. Januar 2004 - Marsabit - Archers Post
Wir fragen nicht nach dem Konvoi, sondern machen
uns gegen 8:00 Uhr alleine auf den Weg. Die Strecke ist anfangs nicht
allzu schlecht, rächt sich aber auf der zweiten Hälfte
gnadenlos: steinig ausgefahren, hart und viel Wellblech. Die
Beschaffenheit der Piste wechselt zwar ständig, ist aber nie gut.
Immer besteht die Hoffnung, jetzt kommt ein besserer Abschnitt, aber er
ist nur anders schlecht. Die Rillen sind ist manchmal so tief
ausgefahren, dass auch wir nicht in den Spuren der LKW fahren
können. Zwischen Piste und Achse sind nur 1-2 cm Platz. Jeder
größere Stein würde das Differential demolieren. Heute
überholt uns gar kein Fahrzeug und nur 2 kommen uns entgegen. Jedes
Lebewesen am Wegesrand wir argwöhnisch beäugt. Wir halten nur
zum Allernotwendigsten und das nur unter Protest.
Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichen wir Archers Post: Wir
sind durch! Archers Post ist ein Ort, wie die wenigen anderen entlang der
Strecke: klein und unwichtig. Er besteht aus ein paar Hoteli, bei denen
es einfaches Essen gibt, ein paar Verkaufständen mit warmen Cola und
Waschmittel. Aber Archers Post hat auch eine Zufahrt zum Samburo
Nationalpark. Dort wollen wir heute hin. Nach der Durchquerung von 2
ausgetrocknete Flüssen, erreichen wir das Gate des Parks. Die Ranger
sind nett und lassen uns für "umme" campen. Froh die
Strecke hinter uns zu haben beschließen wir den Tag mit warmen
Bier, da auch die Bars hier in der Gegend keinen Kühlschrank
haben.
13 Januar 2004 - Monster Safari
Nachdem wir die Eintrittsgebühren entrichtet und nachhaltig
erklärt haben, dass unser Monster kein Lastwagen, sondern nur ein zu
groß geratener Minibus ist, begeben wir uns in den Park. Die
Monster Safari beginnt. Kurz nach dem Gate verlassen wir die Hauptpiste
und wagen uns mit dem Monster auf Sandwegen zum nahe gelegene Samburo
River. Kurz drauf eine Bewegung im Gebüsch. Langsam
"schleichen" wir mit dem Monster näher und da sehen wir
sie: die ersten Elefanten. Entlang des Flusses führen schmale Pfade,
denen wir folgen. Aussteigen ist verboten, da es im Park auch Löwen
und Leoparden geben soll. Im Fluss habe es auch Krokodile und Hippos -
Flusspferde. Grund genug dem Fluss nicht zu nahe zu kommen.
Je weiter wir fahren, desto mehr Tiere bekommen wir zu Gesicht. Die
Fahrt zur Campsite entwickelt sich zur richtigen Safari: Paviane,
Elefanten, Zebras, Antilopen, Kudus und etliches mehr. Gegen
Spätnachmittag erreichen wir die Samburo Loge (das Doppelzimmer
für 180 US$) die Campsite ist direkt daneben am Fluss. Es gibt auch
ein Tended Camp für 150 US$ doch wir genießen Luxus Camping
mit Monster Safari by KASO-Tour.
Zum Sundowner und Dinner begeben wir uns in die
Lodge. In einem sehr gepflegten Ambiente wird uns ein 5 Gänge
Menü serviert, das zwar am oberen Rand unseres Budgets liegt aber
sein Geld wert ist. Hier in der Loge wird nachdrücklich vor den
Krokodilen im Fluss gewarnt. Sie werden auch extra gefüttert, wie
die Löwen. Die Krokodile kommen, die Löwen nicht. Wir campieren
direkt am Fluss in dem die Viehcher leben und bei der Campsite gibt es
keinen Zaun, da ist doch etwas Respekt vor Mutter Natur angesagt.
Mit Taschenlampen bewaffnet und auf äußerste Vorsicht bedacht
geht es spät nachts zurück zum Monster, wo wir auch schon von
einem Genet, einem kleinen Raubtier erwartet werden. Das Shampoo das wir
draußen vergessen hatten wurde ist mittlerweile von Pavianen
verkostet und alles was nicht eingepackt war, liegt irgendwo verstreut
rum,... nur Krokodile waren noch keine hier.
14. Januar 2004 - Game Drive
Gleich nach dem Frühstück starten wir
zur Foto-Safari. Wir fahren mit dem Monster kreuz und quer durch den
Park. Der Samburo Nationalpark ist relativ übersichtlich. Er ist von
Nairobi schwer erreichbar und deshalb nicht so stark frequentiert wie
andere Parks in Kenia. Leider sind die Strecken nicht immer
monstergerecht. Die Lücken zwischen den Bäumen und Hecken
müssen von uns hin und wieder geweitet werden. Nach dem Game Drive
haben nicht nur die Zebras ein Streifenmuster, sondern auch der Aufsatz
und das Auto.
Irgendwann ist dann kein Durchkommen mehr, wir müssen umkehren das
Dickicht war zu undurchdringlich für uns, die Äste hingen zu
tief. Wir fragen bei den Rangern nach, wo Giraffen gesehen wurden, folgen
deren Beschreibung und finden sie auch. Leider stellen wir fest, dass wir
im Gebüsch irgendwo unterwegs Teile unserer
Kühlschrankaußenabdeckung verloren haben. Apropos
Kühlschrank, auf der Strecke von Marsabit hierher hat sich der
Kühlschrank losgewackelt und hängt nun lose in seiner Umhausung
rum. Er war das Letzte das noch an seinem Platz war. Also fahren wir
wieder zurück ins Dickicht um die Kühlschrankabdeckung zu
suchen und zu finden. Safari mal ganz anders. Zurück in der Campsite
muss dann auch zuerst der Kühlschrank repariert werden zirka 20
Affen helfen mir. Ich darf das Werkzeug keine Sekunde aus den Augen
lassen.
Auf dem Rückweg zum Parkausgang sehen wir
wieder viele Elefanten. Zwanzig Herden soll es im Park geben. Und
wirklich, das beherrschende Tier im Park ist der Elefant. An manchen
Stellen müssen wir bis auf 10 m an ihnen vorbei, doch meist lassen
sie sich durch ein paar Touristen nicht aus der Ruhe bringen. So
passieren wir auch bei der Rückfahrt manche Herde. Eine hat einen
besonders großen Bullen als Chef. Als wir uns der Herde
nähern, platziert er sich vor uns auf dem Weg. Er stellt die Ohren
aus, hebt den Rüssel, fängt an zu trompeten und rennt auf uns
zu. Ein Bulle der größer ist als das Monster. Zum Umdrehen ist
kein Platz und keine Zeit, also Rückwärtsgang und zwar so
schnell wie möglich. Doch leider nähern wir uns so einer
anderen Herde, die uns schon argwöhnisch beäugt. Nach dem wir
über 200 m zwischen uns gebracht haben lässt der Bulle von uns
ab. Doch jeder Versuch uns zu nähern wird von ihm beobachtet und bei
jeder Annäherung stellt er sich uns sofort entgegen. Da wir keine
Wahl haben und der Park bald schließt, nehmen wir eine kleine
Sandpiste entlang des Flusses um die Herde zu umgehen. Der Abstand ist
wohl ausreichend, doch wir fahren immer unter Beobachtung. Die
üblichen Autos kennt der Bulle wohl und sie werden nicht als
Bedrohung gesehen, doch Monster war fremd für ihn und so wurden wir
von ihm angegriffen. Wir sind überzeugt, er hätte uns ohne mit
der Wimper zu zucken, umgeworfen und zusammen getrampelt. Wie wir
später erfahren hat dieser Bulle schon 2 Autos auf dem Gewissen.
15. Januar 2004 - Äquator
Die Strecke von Archers Post bis Isiolo ist keinen Deut besser als die
Strecke bisher, auch sie steht im selben, miesen Ruf, aber es passiert
Gott sei Dank nichts. Isiolo ist die erste größere Stadt in
Kenia, hier beginnt auch eine schlechte Teerstraße die am Mt. Kenia
vorbei nach Nairobi führt. In Kenia ist Linksverkehr. Das war mir
zwar bekannt aber kaum bewusst. Wenn einem auf der Piste ein Auto
begegnet, wird dort vorbei gefahren, wo Platz ist. Alle versuchen sich
zwar an die richtige Seite zu halten aber so wichtig ist das nicht. Hier
auf der ersehnten Asphaltstraße wird sehr wohl darauf geachtet. Der
Fahrer hat nun einen Hang zum Straßengraben und der Beifahrer sieht
sich fast immer einem entgegenkommenden Fahrzeug gegenüber ohne dass
er irgendetwas dagegen tun kann. Überholen kann nur im Team
erfolgen, da der Fahrer nix sieht. Durch Regen, schlechte Fahrbahn und
afrikanische LKW Fahrer wird das Erlebnis abgerundet.
Wie dem auch sei, wir fahren immer weiter Richtung Süden. Mt. Kenia
wäre schon in Sicht, wenn da nicht das schlechte Wetter wäre.
Obwohl gerade Trockenzeit ist, regnet es und der Himmel ist grau und
wolkenverhangen, dafür ist die Landschaft grün und üppig.
Dem Kleinbauerntum Äthiopiens steht hier die Farmwirtschaft
entgegen. Große Felder und Gewächshäuser säumen den
Straßenrand hinauf bis zum Fuß des Mt. Kenia. Seit wir Isiolo
hinter uns gelassen haben, wird es deutlich, dass wir in der von uns
sogenannten Zivilisation im westlichen Sinne zurück sind. Die
Strecke von Archers Post nach Isiolo sollte für uns die letzte Piste
in Afrika sein, ab jetzt soll es überall Teerstrassen geben.
Das Monster lief schon lange nicht mehr so gut wie
heute, mit fast 90 Sachen fliegen wir dahin Richtung Süden. Kurz
nach der Ortschaft Nanyuki plötzlich das Schild auf das wir schon
Tage hingearbeitet haben "THIS SIGN IS ON THE EQUATOR". Wir
überqueren den Äquator am 15. Januar 2004 um 15:33 Uhr nach
12023 km Fahrt mit dem Monster. Nicht das es wichtig gewesen wäre,
aber etwas Besonderes war es schon.
Wir wollen eine Nacht in der Nähe bleiben, vielleicht ist der Mt
Kenia ja doch noch früh morgens zu sehen. Wir übernachten bei
einer Lodge die vor allem von österreichischen Bergsteigern
heimgesucht wird. In der Bar wird das Ambiente einer alpenländischen
Berghütte vermittelt, nur auf dem Bieretikett ist ein Elefant und
die Begrüßung ist "Jambo". Sogar das Wetter ist
alpenländisch: Regnerisch und kühl.
15. Januar 2004 - Schlammschlacht
Das Wetter wurde über Nacht nicht besser, eher schlechter. Keine
Chance den Berg zu sehen, aber das ist heute nicht unser Hauptproblem. Es
hat die ganze Nacht geregnet und die Campingwiese ist ein morastiger
Acker. Das wäre uns egal, aber die Ausfahrt ist berauf und wir
stehen mit dem Monster mitten im Morast. Das Monster gräbt sich in
den Schlamm. Trotz Allradantrieb und Differentialsperren kein
Weiterkommen. Wir stecken und alle 4 Räder drehen durch. Die rauen
Pisten der vergangen Wochen zollen ihren Tribut, wir haben schon lange
kein richtiges Profil mehr auf den Reifen. Als wir
die Sandbleche abschrauben wollen, kommen zwei Gärtner die uns eine
Spur aus Zweigen legen, schieben und so kommen wir dann auch relativ
zügig aus der Wiese, aber die sieht danach aus wie ein
Rübenacker
Auf dem Weg nach Nairobi liegt auch die Stadt Nery. Für mich als
Altpfadfinder ist es ein Muss am Grab von Baden Powell dem Gründer
der Pfadfinder vorbei zu schauen. Nicht ohne Grund ist unser
Altpfadfinder Wahlspruch: Attempto - "Ich wags" auch mit die
Basis unserer Kaso-Tour.
Wir erreichen Nairobi gegen 16:00 Uhr und brauchen "nur" 2
Stunden um die Stadt zu durchqueren. Nein, wir haben uns nicht verfahren,
da wir die GPS Koordinaten des "Upper Hill Campsite" besitzen,
aber Feierabendverkehr in Nairobi und das mit dem Monster hat seinen
besonderen Reiz.
17 - 20 Januar 2004 Nairobi
Unsere Zeit in Nairobi ist angefüllt mit Tansania-Bericht
schreiben, einkaufen, und etliche andere mehr oder weniger wichtigen
Dinge zu organisieren. Wir treffen auch Daryl wieder. Die Strecke Moyale
Isiolo ist nicht spurlos an ihm und seinem Motorrad vorüber
gegangen. Er hatte schon vorher Sorgen mit einem Ölleck im Rahmen
(der Rahmen des Motorrades ist gleichzeitig Öl-Reservoir für
den Motor). Auf der berüchtigten Strecke, ist der Rahmen gebrochen,
der Motor bekam zuwenig Öl und hat somit auch Schaden genommen. Er
muss Ersatzteile aus Süd Afrika kommen lassen und den Rahmen
schweißen, so gut das in Kenia eben geht.
Wie sich später herausstellte hatten alle unsrer Äthiopien
Gruppe diverse Schwierigkeiten mit dieser Strecke. Custard rüttelte
sich seine Zusatzachse los und die Kupplung gab in Marsabit ihren Geist
auf, an Lucs Landrover brach die vordere Feder ebenfalls bei Marsabit und
schlitzte den Tank auf, Daryl hatte Rahmenbruch und nur wir kamen
einigermaßen ungeschoren davon - wir waren aber auch die
Langsamsten.
Daryl erzählt uns auch von einem älteren Ehepaar aus Süd
Afrika, Ken und Angela, die mit Motorrädern auf dem Weg nach England
sind und die Strecke diese Tage fahren. Aus der Erfahrung die er gemacht
hat, riet er Ihnen dringend die Motorräder auf LKWs zu verladen und
nicht selbst zu fahren. Er zeigt uns Bilder wie sie auf weißen
Overalls den Campingplatz verlassen. 'Wir wollen gerade selbst den
Campingplatz räumen, als diese Beiden in nunmehr nicht mehr ganz so
weißen Overalls wieder hier am Platz auftauchen. Dana geht sofort
auf sie zu und sagt "Hey, wir kennen euch; aber wir dachten, Ihr
seid auf dem Weg nach Norden". Antwort "... ja das waren wir
auch, aber wir wurden überfallen ...".
Auf Daryls Rat hin haben sie die Motorräder in Isiolo auf LKWs
verladen und wollten bis zur Grenze nach Moyale als Passagiere fahren.
Auf der Strecke nach Norden verkehren nur LKWs, so dass auch der
Personentransport hinten auf der Ladefläche erfolgt. Wollen sie
nicht herunter fallen, müssen sich die Passagiere an der Ladung oder
sonst wo festhalten, während der Fahrer über alle Hindernisse
wie blind hinweg rast. Der LKW, mit dem die Beiden fuhren, wurde von drei
mit Kalaschnikows bewaffneten Banditen überfallen. Sie schossen in
die Luft und auf das Führerhaus des Fahrzeuges, wonach der Fahrer
den Wagen ins Gebüsch lenkte und im selbigen verschwand. Die
Banditen verfolgten die Passagiere in den Busch und zwangen alles was sie
dabei hatten abzugeben. Geld, Uhren, Kamera, GPS eben alles was von Wert
war. Zum Glück für die Beiden hatten sie kein Interesse an den
Motorrädern. Da sich das ganze 70 km südlich von Marsabit
ereignete, wurde Anzeige bei dem dortigen Polizeiposten erstattet. Der
Tank des Dienstfahrzeuges war leer. Um die Verfolgung aufzunehmen wurde
der Sprit der Motorräder kurzerhand beschlagnahmt. Da saßen
sie nun ohne Geld, ohne Kreditkarte, ohne Pass und ohne Sprit. Durch ihr
Erlebnis wurde die Strecke wieder deutlicher gefährlicher für
uns. Doch nach wie vor kursieren die Meinungen, dass es als Tourist
weniger gefährlich sei. Wenn Touristen betroffen sind greift der
Staat Kenia angeblich wesentlich härter durch, als bei einheimische
Opfern. Diese Geschichte scheint die Theorie zu stützen, da alle
Touristen in letzter Zeit unbehelligt durchgekommen sind und diese Beiden
nur zum Opfer wurden, weil sie auf einem lokalen Transport mitfuhren. Wie
wir wesentlich später erfahren werden, haben die Beiden fast alles
bis auf das Bargeld zurück bekommen. Dieses erfolgreichen
Durchgreifen der Polizei ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass der
Tourismus in Kenia nur noch 30 % seines einstigen Umfanges hat.
Unsere Neugierde und diese Geschichte hat dann unsere geplante Abreise
doch wesentlich verzögert. Wir wechseln aber nur den Campingplatz in
Nairobi, da dieser durch die Ankunft von fünf Überlandbussen
mit über 80 Schweden aus allen Nähten platz. Vor allem eben der
Damenwaschraum, da es sich um fast 70 weiblich Teilnehmerinnen
handelt.
21. Januar 2004 - Karen Blixen Farm
Heute machen wir uns auf den Weg Richtung Pazifik
doch zuvor besichtigen wir die Farm von Karen Blixen. Fast jeder kennt
mit dem Film, "Jenseits von Afrika" ihre Lebensgeschichte
(außer Thilo). "Ich hatte einmal eine Farm am Fuße der
Ngong Berge". Seine Musik begleitete uns durch romantische Stunden
dieser Reise. Das wäre mein (Dana) Traumhaus. Da weiß Thilo
was er zu tun hat, wenn wir zurück sind.
Weiter geht die Reise in Richtung Mombassa. Die Schlaglöcher auf
dieser Strecke sind legendär. Zeitweise sind sie einen Meter tief
und 2 Meter breit. Für die Strecke wird, selbst für normale
Fahrzeuge, eine Fahrzeit von mindestens 10 Stunden angegeben. Also
"pole pole" das bedeutet "langsam langsam" es ist
heute nicht mehr zu schaffen. Zeitweise fehlt die Teerdecke
vollständig und es ist wieder üble Piste angesagt und das auf
der Hauptstrecke des Landes. Wir übernachten am Gate des
Nationalparks Tsavo East und lassen uns auch von tausenden von
Mücken nicht stören.
22. Januar 2004 - Auf nach Watamu
Wir erreichen Mombassa schon vor Mittag, biegen aber gleich ab Richtung
Norden. Dabei stellen wir fest, dass Mombassa nicht der Moloch ist, den
wir uns vorgestellt haben. Es wirkt eher etwas behäbig. Wir folgen
der Küstenstrasse in der Mittagshitze und erreichen Watamu am
Spätnachmittag. Laut Reiseführer soll direkt im Dorf beim
SDA-Camp die Möglichkeit zu campen sein. Von dort aus haben wir auch
den schönsten Blick auf die "Blaue Lagune" von Watamu. An
dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass unser Reiseführer
schon sieben Jahre alt ist was zur Folge hat, dass alle Informationen
wenigstens 9-10 Jahre alt sind. Das macht das Reisen umso spannender.
In Watamu ist das SDA Camp gar nicht so leicht zu finden, das mit daran
liegen mag, dass es seit langen kein Camp mehr ist, sondern als Schule
und Kindergarten genutzt wird. Da es in unserem Reiseführer noch als
Camp ausgewiesen ist geht Dana beherzt hin und fragt. Mittlerweile
können wir der Abkürzung SDA einen Namen zuordnen "Seven
Days Adventist". Das Camp liegt tatsächlich 100m weiter, fast
am Strand, pittoresque unter großen Bäumen und Palmen.
Eingebetet zwischen Luxushotels, meist italienischer Betreiber. Es gibt
Duschen und Toilettenanlagen, die eigentlich nicht mehr in Betrieb sind,
aber fast noch funktionieren. Das heißt, die Duschen funktionieren,
bei den Toiletten wissen wir nicht wie der Letzte nach der Benutzung
aussah. Uns wird geraten in den benachbarten Hotels die Toilettenanlagen
heimzusuchen.
Wir werden angewiesen genau vor dem Haupthaus zu
parken, da es dort am sichersten sei. Dazu müssen wir eine kleine
sandige Anhöhe hinauf, vorbei an 2 Rundhütten die neben einem
Sandloch errichtet sind. Als wir uns schon etwas häuslich
eingerichtet haben erklärt uns der Verantwortliche beiläufig,
dass die Rundhütten der Kindergarten sind, das Hauptgebäude vor
dem wir stehen als Schule genutzt wird und morgen um 7:00 über
hundert Kinder erscheinen. Aber wir hätten Glück, morgen sei
Freitag und deshalb nur bis 13:00 Uhr Unterricht und am Samstag ist
schulfrei. Das finden wir nun etwas kurios, da wir eigentlich nicht
mitten auf dem Schulhof campen wollten, na ja. Der Abend ist warm und
tropisch, die Aussicht auf die Blaue Lagune herrlich und Luft
angefüllt mit der Musik der Disco vom Hotel nebenan.
23. Januar 2004 - Watamu
Wir werden geweckt vom Abzählen und Einteilen der Kinder vor dem
Schulgebäude. Es sind zwar nur etwa 60 Kinder aber die Lehrer werden
denen kaum Herr. So erleben wir vom Bett aus mit, wie ein Tag in der
Schule beginnt. Alle müssen sich der Größe nach
aufstellen, dann wird im Chor die Lehrerschaft begrüßt,
daraufhin wird gesungen und dann verschwinden die größeren
Kinder in die Schule die kleineren in den Kindergarten. Dies geht
natürlich nicht ohne die entsprechenden Kommandos ab, die die Lehrer
lautstark von sich geben.
Die Lehrer haben es auch wirklich nicht leicht. Da steht so ein
seltsames Gefährt auf dem Platz und die Kinder platzen schier vor
Neugierde was das ist, die Lehrer natürlich auch aber die
dürfen das nicht zeigen. Der Vormittag war erfüllt von dem Ruf
"run in your class" was aber meist ungehört verpuffte.
Hier wird jedoch mit ein paar "Tatzen" nachgeholfen so dass
eine gewisse Grundordnung gewahrt bleibt.
In Watamu gibt es einen Meeres-Nationalpark der durch seine Riffe und
Korallen bekannt ist. Da Thilo nicht soviel Gerümpel mitnehmen
wollte, müssen wir nun zuerst Schnorchelbrille und Flossen
organisieren. Dazu machen wir uns auf den Weg. Wir finden das Gesuchte
und erstehen zwei nagelneue Schnorchelbrillen obwohl wir zuhause
entsprechendes Equipment liegen haben. Dabei entdecken wir, dass Watamu
selbst keine Schönheit ist und außer dem Strand wirklich
nichts zu bieten hat. Der ist aber toll.
Der Tidenhub macht über einen Meter aus und die gesamte Lagune
liegt bei Ebbe im Trocknen. Die kleinen vorgelagerten Inseln können
dann zu Fuß erreicht werden. Bizarre Felsformationen, die sonst
unter Wasser sind, stehen im grellen Sonnenlicht. Wir stapfen durchs
Wasser, immer auf der Suche nach bunten Fischen in den
übriggeblieben Tümpeln und immer mit der notwendigen Vorsicht
bezüglich der vielen Seeigel. -. tropische Wattwanderung!
Als wir wieder beim SDA Camp eintreffen sind viele Adventisten mit
Decken und Schlafsack dort auch schon eingetroffen und es werden immer
mehr. Wir denken an Abendschule und Erwachsenen Bildung oder so etwas,
aber es ist mehr eine Art Gottesdienst, den Sie abhalten, direkt vor dem
Monster. Logisch, wir stehen genau auf dem durch Bäume beschatteten
Hauptplatz. Wir getrauen uns nicht einmal zu kochen, da wir fast Teil der
Versammlung sind.
Es wird gesungen und gepredigt mit aller Leidenschaft, die die Sprache
Suaheli hergibt. Der Höhepunkt der Versammlung ist eine
Singwettstreit der versammelten Gruppen. Die meisten tragen wirklich
hervorragende Gospels vor, manche können aber auch gar nicht singen
und wir fast mitten drin. Endlich nach 2 Stunden begibt sich die
Versammlung zum gemeinsamen Essen, das direkt neben uns auf offenem Feuer
gekocht wurde. Nun wagen auch wir mit den Töpfen zu klappern und zu
kochen. Irgendwie ist die Privatsphäre des Monsters verletzt, durch
die vielen Menschen rund um uns rum. Aber vielleicht ist es ja morgen
besser, wenn alle wieder abgereist sind und wir den Platz für uns
alleine haben. Nach dem Essen werden wir durch leise Gospelmusik in den
Schlaf gesungen.
24. Januar 2004
Durch Gospelgesang werden wir an diesem Morgen auch wieder geweckt, wie
kann es denn anders sein. Es werden immer mehr. Teilweise rennen die
Adventisten in Phantasieuniformen rum und sind sehr geschäftig. Es
wird eine Art Altar direkt hinter dem Monster aufgebaut. Ein LKW karrt
Tische und Bänke und sogar eine Lautsprecheranlage heran.
Dies ist Grund genug uns aus dem Staub zu machen. Wir fahren mit einem
Glas Bottom Boat raus zum Korallenriff um zu schnorcheln. Wer sich bei
einem Glas Bottom Boat irgendetwas besonderes vorstellt, hat weit
gefehlt. Es ist eine alter Kahn in dessen Rumpf 2 Glasscheiben
eingelassen sind, damit man das Seegras besser sieht. Die Unterwasserwelt
beim Riff ist bunt und atemberaubend. Die Fische sind so zutraulich, dass
Dana nicht davon ablassen kann manche am Schwanz zu zupfen. Bunt und
schillernd, in allen möglichen Formen und Farben. Das Gedränge
um das Boot herum ist so groß, dass wir uns einen Weg durch den
Fischwarm wirklich bahnen müssen.
Als wir gegen Nachmittag wieder das Camp erreichen sind noch mehr
Adventisten angekommen. Jetzt wird mit mehreren Gruppen von Jugendlichen
exerzieren geübt. Wie uns der Leiter erklärt, ist unverhofft
ein wichtiger amerikanischer Kirchenvertreter zu dieser Versammlung
erschienen. Deshalb wird die Veranstaltung nun formeller und
pompöser als ursprünglich geplant. Das Ehrengeleit zur
Verabschiedung dieses Würdenträgers muss nun eben noch schnell
eingeübt werden. Ach so!...Wir nutzen die Gelegenheit, verschwinden
ins Dorf zum Abendessen und hoffen auf morgen.
25. Januar 2004 Sonntag
Wie wir gestern abend schon erkennen konnten, ist der offizielle Teil
der Versammlung wohl vorbei, da Lautsprecheranlage, Altar und Bänke
wieder weg sind. Trotzdem sind noch mindestens 30, meist junge Erwachsene
übrig, die auch die kommende Nacht im Camp verbringen. Heute werden
wir schon um 5:30 - vor Sonnenaufgang von Gospelgesang geweckt. Es ist
Zeit für uns zu verschwinden.
Nach dem Frühstück machen wir das Monster reisefertig und
nutzen eine kleine Versammlungspause um den Platz zu räumen. Der Weg
zur Hauptpiste führt den kleinen sandigen Abhang hinunter, vorbei an
den Hütten des Kindergartens, durch einen kleinen Sandhaufen auf den
offiziellen Weg. Wir schaffen es bis in den Sandhaufen und bleiben darin
stecken. Aber wie - Weichsand, sodass das Monster bis auf die Achsen
einsinkt. Natürlich wieder, mit Publikum. Wir sitzen mit dem
Differential auf, dass kein Allrad was nützt. Also, schaufeln, das
Rad mit dem Wagenheber anheben, Sandbleche drunter legen und weiter.
Hört sich ganz einfach an und funktionierte auch auf Anhieb -nach
einer Stunde- , nur dass zwischen Boden und Auto kein Platz ist. Um Platz
für den Wagenheber schaffen zu können, muss ich zuerst eine
Kuhle ausheben, in der ich Platz habe. Jetzt habe ich den Sand wirklich
überall, von der Unterhose bis in den Ohren. Das Besondere bei
dieser Buddelei: 20 Adventisten in weißen Hemden stehen um uns rum
und helfen, natürlich unter deren Prämisse sich nicht allzu
schmutzig zu machen, was auch zu verstehen ist. Aber wie schon
erwähnt wir kommen nach einer Stunde Schufterei "auf
Anhieb" frei.
Eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Region ist die vergessene
Stadt Gedi. Diese Stadt wurde vor über drei Jahrhunderten aufgegeben
und der Wald hat sie zurück erobert. Das besondere an Gedi ist, dass
sie nie in einem arabischen oder portugiesischen Dokument erwähnt
wurde, obwohl sie über 2500 Einwohner hatte. Das ist daher sehr
verwunderlich, da die Portugiesen 100 Jahre lang im 16 km entfernten
Malindi präsent waren, als Gedis in seiner Blühte stand, die
Portugiesen von Gedi jedoch nichts wussten. Gedi selbst gilt als
unheilvoller Ort, den die Einheimischen nicht mögen. Es sollen sich
auch einige unerklärliche Dinge zugetragen haben seit Gedi der
Öffentlichkeit zugänglich ist. So etwas reizt uns
natürlich besonders. Die geheimnisvolle Stimmung gefällt uns
sehr. Da außer KASO-Tour, keine weiteren Störenfriede hier
sind, haben wir die Ruinen ganz für uns alleine und können
ruhigen Ganges zusammen mit den Affen die Ruinen durchstreifen. Immer auf
der Suche nach dem Unerklärlichen.
Nach der eingehenden Besichtigung Gedis machen wir uns auf den Weg,
diesmal zu einem Richtigen Campingplatz mit kaltem Bier und Restaurant
nach Kilifi ins Bofa Beach Camp.
Da Sonntag ist, kaufen wir unterwegs auch nicht ein, ist ja auch nicht
nötig denken wir. Von Kilifi muss man der Strandstrasse bis ans Ende
folgen und dort zum Camp abbiegen. Eigentlich freuen wir uns auf ein paar
andere Touristen. Wir finden das Camp auf Anhieb, aber es sieht so aus,
als seien wir seit Jahren die ersten Camper. Wir fragen den Manager oder
was er auch immer ist, ob das Camp geschlossen sei. Nein es sei offen und
alles sei kein Problem (Hakuna Matata). Also bleiben wir für
wenigstens eine Nacht. Nachdem ich fast einen Baum mit dem Monster
gefällt habe stehen wir auch einigermaßen gerade.
Bei näherer Betrachtung des Camps kommen uns Zweifel ob die Anlage
in Betrieb ist. Es gibt 4 Hauptgebäude, ein Restaurant und weitere
Nebengebäude. Das Restaurant ist geschlossen und so wie es aussieht
auch ist es schon seit Jahren nicht mehr in Benutzung. Von den 4 Bandas,
haben 3 riesige Löcher im Dach und teilweise fehlen die Fenster und
Türen. Die Nebengebäude besitzen überhaupt kein Dach mehr.
Duschen? Kein Problem wir können in der Banda mit Dach duschen, es
kommt bloß kein Wasser, da es Schwierigkeiten mit den Leitung
gäbe - aber kein Problem in einer Stunde gibt es Wasser...
Nachtrag: Es gab nie Wasser in der Dusche, aber er konnte unsere
Kanister füllen. Wir mussten unsere Camp-Shower benutzen. Er wollte
auch für uns kochen und Getränke besorgen. Alles kein Problem
für Ihn zumindest eine Bierdose konnte er besorgen. Und auf
wiederholte Nachfrage gab er zu, dass das Camp geschlossen ist und
eigentlich umgebaut wird oder zu verkaufen ist.
Die Lage am Meer ist herrlich und die Aussicht fantastisch und nach
Sonnenuntergang stocknacht, man kann die Hand nicht vor Augen sehen.
26. Januar 2004 Geschlossen
Morgens um 7:00 wissen wir warum das Camp ein Problem hat. Nicht sehr
weit entfernt befindet sich ein Steinbruch in dem Steinplatten
geschnitten werden. Morgens um 7:00 wird der Motor der Steinsäge
angeworfen und Platten gesägt. Die Steinsäge kreischt bis am
Abend um 17:00 Uhr. In der Nähe der Bandas ist das ein sehr
unangenehmes Geräusch, beim Parkplatz vom Monster wird es jedoch vom
Meeresrauschen fast übertönt. Wir beschließen trotzdem zu
bleiben und genießen, dass dieser Platz uns heute alleine
gehört.
Bei Ebbe können wir nahezu einen Kilometer weit ins Watt
hinauslaufen, zum Riff, wo sich die Wellen brechen. Die Einheimischen
fischen dort mit Speeren oder einfachen Harpunen nach Tintenfischen und
anderem Getier, dass sich im seichten Wasser rumtreibt.
Wir stocken unsere Bier- und Lebensmittelvorräte im nahen Kilifi
auf und verbringen den Tag auf der Ozeanterrasse und das
Unwahrscheinliche tritt ein. Es kommen noch andere Touristen, so dass die
einzige Banda mit Dach auch noch vermietet wird.
27. Januar 2004 Tiwi
Wir folgen der Strasse von Kilifi nach Süden und kommen wieder nach
Mombassa. Die Stadt ist eine Insel, die nur durch die Likoni Fähre
mit ihrem südlichen Umland verbunden ist. Das Getümmel um die
Fähre ist beachtlich. Die Fähren über den Creek werden
immer nur zu zweidrittel mit Fahrzeugen gefüllt und der Rest besteht
aus Fußgängern und unzähligen Handkarren, die mit allem
beladen werden was links oder rechts des Creeks benötigt wird.
Schlechterdings werden wir auf die einzige Fähre gewunken deren
Durchfahrtshöhe nur 3,4 m hat. Wir bringen arglos alles
durcheinander, blockieren die Zufahrt und müssen auf die
nächste Fähre warten. Bei dieser Gelegenheit hängt sich
die Handbremse mal wieder aus, was das Warten auf der abschüssigen
Rampe zum Wasser hin und auf der Fähre wieder zu etwas ganz
Besonderem macht.
Endlich auf der Fähre sehe ich im Rückspiegel einen anderen LT
4x4, Christian aus Köln, den wir schon des öfteren getroffen
haben. Wie die meisten Afrikareisenden schreibt auch er eine Homepage WWW.CROSSINGAFRICA.DE Hinter der Fähre sind es nur
wenige Kilometer zum Tiwi Beach und dort haben wir ihn gefunden ... den
Campingplatz mit anderen Touristen, Strand, Licht und einem
Restaurant.
28-31 Januar 2004 - Urlaub
Wir machen Urlaub vom Reisen. Der Platz ist so wie ihn wir uns
gewünscht haben. Und wir treffen wieder interessante Leute. So z.B.
ein Hannoveraner der im Lotto gewonnen hat, sich von dem Geld ein Auto
kaufte und nun schon seit 3 Jahren damit unterwegs ist - von Deutschland
über den Iran nach Indien - Malaysia und jetzt durch Afrika
zurück nach Deutschland. Oder das Ehepaar aus der Schweiz, das seine
kleine Firma verkaufte, die Wintermonate in einem VW-Bus in Afrika
verbringt und immer dann zurück geht, wenn die ersten Blumen im
Tessin ihre Köpfchen recken.
Die Tage sind ausgefüllt mit schwimmen, lesen,
joggen und natürlich wieder einmal die Bremse auseinandernehmen und
reparieren. Bremse zum 5 ten. Außer der Bremse, hat auch unsere
alte Batterie ihren Geist ausgehaucht und wird nun ersetzt. Den Ersatz
führen wir schon von Begin an mit.
Mittlerweile ist auch der LT 4x4 Christian angekommen. Somit stehen nun
drei VWs auf dem Platz rum: 2 LT 4x4 und eine VW-Bus T2. Alle Afrikaner
müssen den Eindruck gewinnen, das einzige Allrad Fahrzeug in
Deutschland sei der LT 4x4 und alle fahren nur VW.
Leider müssen wir uns auch schon mit Gedanken an die Heimfahrt
rumschlagen. Unser Gefährt wird, wenn wir es nicht verkaufen
können, verschifft. Der LT passt in einen Container, wenn man die
Kabine abnimmt und die Luft aus den Reifen lässt. Deshalb haben wir
seit Nairobi ein Plakat am Monster, dass wir die Kabine gerne verkaufen
wollen. Es gab auch etliche Interessenten, aber so richtig ernst hat es
noch niemand gemeint. Wenn wir aber den Rest, das heißt Monster
ohne Kabine, zurück schicken wollen müssen wir uns rechtzeitig
um den Transport bemühen. Es ist zwar noch nicht klar, wo unsere
Reise endet aber Mombassa ist sicher eine Möglichkeit. Es geht uns
auch darum, den Container eventuell bis nach Mannheim zu schicken, was
für uns natürlich sehr bequem wäre. So machen wir uns auf
nach Mombassa um das alles zu eroieren.
In Mombassa sind die meisten Shipping Agenten und
Gesellschaften in der Moi Avenue. Die Moi Avenue ist vor allem durch die
großen Elefantenstoßzähne bekannt, welche die
Straße überspannen. Schenker Logistik ist unsere erste
Adresse, einfach weil es sich deutsch anhört und wir den Namen
kennen. Aber weit gefehlt so eine unprofessionelle Antwort und ein
überteuertes Angebot, wagte uns sonst niemand zu unterbreiten.
Ansonsten waren alle recht hilfsbereit und freundlich. Hier sei vor allem
die Firma MAERSK SEALAND und Spanfreight Shippment genant. Diese Firmen
konnten schnell und kompetent Auskunft geben und auch die Frachtraten
lagen in einem akzeptablen Rahmen. Von der letzt genannten Firma bekamen
wir auch den Tipp, dass es eine RoRo Verschiffung nach Genua geben soll.
Das eröffnet natürlich für uns und das Monster ganz neue
Möglichkeiten. So könnte man also das Gesamtkunstwerk Monster
nach Europa zurück bringen ohne nach Südafrika zu fahren oder
es teilweise aufgeben zu müssen. Und Genua ist auch nicht viel
weiter von Heidelberg weg als Hamburg oder Bremerhafen.
Diese ganzen Informationen haben wir nun im Laufe des Tages
zusammengetragen. Dazu sind wir die Moi Avenue ohne Übertreibung 15
mal rauf und runter gelaufen. Jede Information oder Auskunft verweist uns
ans andere Ende der Moi Avenue.
Im I nternetcafe haben wir uns dann per e-mail mit Luc zur Safari im
Tsavo West verabredet. Das ist also unser nächstes Ziel.
1. Februar 2004 - Voi
Ohne nennenswerte Zwischenfälle sind wir bis nach Voi gekommen und
haben Luc getroffen. Was dem aufmerksamen Leser sicher nicht entgangen
ist widerfuhr unsrer Tour indessen eine schleichende Metamorphose vom
Abenteuer zu einem alltäglichen Urlaubsgeschehen in Kenia. Wer
weiterhin nur von reißerischen Abenteuern lesen will sollte hier
nun aufhören.
2. Februar 2004 - Safari mit Hindernissen.
Heute wollen wir für 2 Tage in den Nationalpark Tsavo-West der vor
allem für Rhinos und Hippos bekannt ist. Anscheinend kann man nur
noch mit einer gültigen Smart-Card in den Park gelangen. Die Smart
Card ist eine Scheckkarte auf der ein gewisser Betrag gespeichert ist.
Von diesem Betrag werden Campinggebühren, Eintrittsgebühren etc
abgebucht. Weiterhin wird auf dieser Karte auch die Zeit verbucht zu der
man in den Park hinein- und hinaus fährt. Alle Gebühren gelten
für genau 24 Stunden. Wird diese Zeit um mehr als 5 Minuten
überschritten, muss der volle folgende Tag bezahlt werden. Bei 30
US$ pro Person und Tag und 10 US$ fürs Fahrzeug ist
Pünktlichkeit mehr als eine Tugend. Laut Aussage von Lucs
Reiseführer (unserer weiß davon noch gar nichts) kann diese
Smart-Card nur in Nairobi oder Mombassa im Parkbüro gelöst
werden oder am Gate von Tsavo-East hier in Voi. Das ist auch der Grund
weshalb wir uns hier in Voi getroffen haben.
Luc, der im Hotel übernachtet hat, verspätet sich. Das ist so
untypisch für Luc oder/und einen Schweizer, dass etwas passiert sein
muss. Brian sein Landrover will heute nicht, die Batterie hat den Geist
aufgegeben. Das organisieren, ein- und umbauen der alten Batterie, laden
u.s.w. dauert halt mal wieder 2 Stunden. Mittlerweile haben wir
herausbekommen, dass wir die Smart Card nicht hier bekommen, da der
Computer kaputt ist, wir aber an jedem anderen Gate bar bezahlen
können. Also zieht die Karawane mit über 3 Stunden
Verspätung weiter zum 60 km entfernten nördlichen Tsavo Gate.
Endlich dort angelangt wird uns genau das Gegenteil erklärt.
Eintritt nur mit Smart Card. Und die gibt's in Voi, am Haupteingang
oder in Nairobi. Hier können wir nicht rein,
weil dem Personal untersagt ist Bargeld anzunehmen. Auch nach einer
längeren Diskussion mit dem Vorgesetzten über Funk bleibt uns
keine Wahl als zum Haupteingang nach Mitio Andei zu fahren. Wieder rund
60 km nach Norden mit jedem andern Auto in weniger als 30 Minuten mit dem
Monster über eine Stunde, es geht bergauf. Hier bekommen wir nun
endlich die ersehnte Smartcard. Wir haben noch eine ausführliche
Diskussion ob das Monster nun Kleinbuss oder LKW ist. Der
Preisunterschied ist nur 15 US$ pro Tag aber wir entscheiden es ist ein
Kleinbus, das VW Zeichen hilft dabei. Eben doch nur ein großer VW
Bus.
Endlich sind wir drin im Park. Es ist ganz anders als im Samburo NP. Dort
überwiegt Steppe und Savanne hier Buschland. In der letzten Zeit hat
es leicht geregnet und alles zeigt sich in einem satten Grün.
Schön fürs Auge doch die Tier können sich darin sehr gut
verstecken. Es macht es etwas schwierig sie zu beobachten. Während
wir weiter Richtung Campingplatz fahren beginnt es zu regen. Die Pisten
werden etwas matschig und wir überziehen das Monster mit rotem
Schlamm.
Außer etlichen Dikdiks und Klippenspringer
sehen wir fast kein Wild. Gegen abend fahren wir noch zum Großen
Shetani-Lavastrom der vor 200 Jahren durch den Park geflossen ist. Die
Geschichten der Katastrophe sind heute noch präsent. So soll es
über dem Lavastrom von Gespenstern nur so wimmeln, - Menschen die
damals von ihm zugedeckt wurden. Das Lavafeld selbst ist beeindruckend,
grusselig schön bei abendlicher Gewitterstimmung.
3. Februar 2004 - Mzima Springs
Die Mzima Quellen gelten als eine der Hauptattraktionen des Tsavo
Nationalparks. Und wirklich liegen die Becken der Quellen malerisch im
Halbschatten großer Bäume. Im Wasser tummeln sich Hippos und
am Strand träumen Krokodile von einer besseren Welt ohne
störende Touristen, ohne "Aaaahs" und "Oooohs",
Blitzlicht und dem Dzzzzzzzzmm der Zoom Kameras. Aber auch ich konnte
nicht davon ablassen etliche Bilder zu machen.
Die Mzima Springs sind berühmt durch einen
Film, der das Leben der Hippos und Krokodile unter Wasser zeigt. Des halb
gibt es immer noch einen Bunker in den man hineinsteigen und die Welt
unter Wasser durch Glasscheiben beobachten kann. Die Viecher wissen das
und gehen dem Bunker weiträumig aus dem Weg. Ergo - nix außer
ein paar blauen Fischen. Schade, ich (Dana) hätte so gern ein Hippo
von unten gesehen.
Das Nagulia Rhino Sanctuary ist ein speziell abgeteilter Park im Park.
Dieser Bereich wird zum Schutz der Nashörner erst um 16:00 Uhr
geöffnet. Also machen wir uns auf den Weg. Plötzlich bremst
Luc, mit dessen Brian wir heute auf Tour sind, scharf ab und
flüstert "Leopard". Tatsächlich überquert die
grosse Raubkatze die Piste und setzt sich neben uns ins Gebüsch und
verschwindet im Dickicht. Selbst Dana erkennt das weißbraune
Knäuel als ein Schwanzspitzchen des Leoparden. Mehr ist nicht mehr
von ihm zu sehen.
Wir erreichen das Sanctuary genau um 16:00 Uhr. 2
Stunden streifen wir durch das Gelände und sehen kein einziges
Rhino. Enttäuscht fahren wir zurück zum Camp. Weder Löwen
noch Rhinos noch den Kilimanjaro haben wir gesehen. Da die Regenzeit
etwas früher einsetzt als gewöhnlich ist alles wolkenverhangen
und grau, die Vegetation ist üppig und grün.
Der Abend im Camp ist sehr speziell. Das Camp hat keinen Zaun
außen herum und wir sind ganz alleine hier. Der Himmel ist
erfüllt von starkem Wetterleuchten. Plötzlich hat der Wind
vollkommen nachgelassen und es ist kein Laut zu hören. Sogar die
Grillen haben aufgehört zu zirpen. Da ist was im Busch.
Plötzlich setzt der Wind mit aller Heftigkeit wieder ein und es
beginnt zu regen. Ein Tropengewitter, das uns schon bald ins Monster
treibt, prasselt auf uns nieder.
4. Februar 2004
Luc verlässt uns in Richtung Nairobi. Pünktlich sind auch wir
am Parkausgang, so dass wir nicht nachzahlen müssen. Gestern haben
wir entschieden, dass wir nicht nach Süd Afrika gondeln, sondern nur
noch bis Tansania fahren. Nach Südafrika, müssten wir durch
Sambia, Simbabwe und dann nach Südafrika, insgesamt ca. 4500km. Wir
hätten nicht viel Zeit in den Ländern und es herrscht
überall Regenzeit. Deshalb wollen wir lieber längere Zeit in
Tansania verbringen. Aber irgendwie wurmt mich (Thilo) die Entscheidung
doch, nicht bis ganz in den Süden zu fahren. Auch wenn es die
vernünftigere Entscheidung ist. Es lässt mir keine Ruhe.
Wir wollen heute weiter Richtung Grenze Tansania. Irgendwie
verschlägt es uns nach Wundanyi. In unserem Reiseführer ist
Wundanyi als lohnender Abstecher beschrieben, aber das war er wohl mal
vor 10 Jahren. Es gibt ein ganz anderes Kenia als wir es die letzten
Wochen kennen gelernt haben. Wundanyi wird auch als grüne Insel
eines kühlen Bergdorfes beschrieben. Die Pflanzenwelt entlang der
Strasse hinauf zum Dorf ist interessant.
Wir füllen wieder einen kompletten Innenhof eines kleinen Hotels
mit dem Monster aus. Und das einzige Restaurant im Dorf ist auf
ausländische Gäste nicht eingestellt. So dass wegen uns um 8:00
Uhr Abends die Küche noch einmal angeheizt werden muss.
5. Februar 2004 Ausreise
Bis zur Grenze sind es nur noch 70 km raue Piste. So etwas sitzen wir
doch auf der linken Arschbacke ab.
Kenia war schön. Es war mehr Urlaub als Abenteuer. Nur 2 Sachen
sind noch bemerkenswert.
1, Die Kriminalität ist uns noch in keinem Land so bewusst geworden
wie in Kenia. Daryl wurde 2 mal überfallen und ist deshalb fast
fluchtartig aus Kenia ausgereist. Die Geschichte mit Ken und Angela, die
sich beide nun wieder auf dem Rückweg nach Südafrika befinden,
hat uns doch sehr zu denken gegeben. Wir haben es nie in Betracht gezogen
irgendwo wild zu campen.
2. Ein 10 Jahre alter Reiseführer in Kenia führt zu ganz
besonderen Erlebnissen. Seien es besinnliche Nächte bei den
Adventisten oder ruhige Tage in einem geschlossenen Ressort. In Kenia ist
touristisch wirklich gerade sehr viel im Wandel, so dass ein alter
Reiseführer nur bedingt von Nutzen ist.
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