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Ägypten
Wüste, Pharonen und der Nil


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28. Oktober 2003 Die Einreise

Die Einreise mit dem eigenen Auto nach Ägypten wird im allgemeinen als Horrorvision dargestellt. Im Internet kursieren Emails und Beschreibungen die dieses Szenario belegen. Manche Reisenden haben bis zu 1,5 Tage benötigt, bis sie diese Prozedur in Ägypten mit Fahrzeug bewältigt hatten. Auch in unserem Reiseführer ist das Einreisen nach Ägypten als ein Akt der Willkür und einem nicht zu durchschauenden Papierkrieg beschrieben. Wir hatten diesen Abschnitt im Reiseführer diesmal vorher gelesen und waren vorbereitet. Zunächst fällt uns angenehm auf, dass hier anscheinend fast jeder etwas Englisch versteht und die Schilder auch in unsere Schrift ausgeführt sind.

KASO Bild Um 13:00 Uhr verließ uns Kamal im Niemandsland zwischen Libyen und Ägypten und wir stürzen uns in die Einreiseformalitäten. Ja es war langwierig, Einreisestempel holen, Formulare ausfüllen, von der Customs Hall zum Traffic Office, mit Carnet zum kopieren, zurück prüfen lassen, Zoll, Verkehrssicherheit prüfen, Motor- und Fahrzeugnummer überprüfen, Versicherung, Akte anlegen, wieder hin und Stempel holen und zurück zum bezahlen... Es ist kurz vor 17:00 Uhr und plötzlich stehen wir alleine in der Abfertigungshalle. Kein Mensch mehr da bei dem wir bezahlen können. Nur der Beamte mit unserem Carnet und sein Kollege haben auf uns gewartet. Die Halle wurde von außen zugeschlossen. Uns wird erklärt da Ramadan ist und sie den ganzen Tag nichts gegessen haben sei nun Breakfast für sie. Alles wird nun für eine Stunde unterbrochen und alle Moslems warten auf den Sonnenuntergang damit sie endlich essen und trinken dürfen.

Nach dem jemand die Halle wieder aufgeschlossen hat, der Wärter war schon beim Breakfast, stellen wir fest, dass wirklich die ganze Grenze, ob libysche oder ägyptische Seite, komplett dicht gemacht hat. Wir gehen zum Restaurant an der Grenze, weil es der einzige Platz ist an dem sich Menschen aufhalten. Es befinden sich nur Männer im Restaurant. Alle sitzen vor ihrem Essen, das langsam kalt wird und keiner isst. Unschlüssig setzen wir uns an einen Tisch, eigentlich wollen wir nichts essen.

Mit der Verständigung hapert es etwas bei uns, auch deshalb weil wir eigentlich gar nicht wissen was wir wollen. Egal wir bekommen etwas zum Trinken vorgesetzt und Suppe und Reis und werden gefragt ob wir Fleisch oder Huhn wollen. Mutig entscheiden wir uns für Fleisch. Fladen und Salat werden gebracht und für jeden drei getrocknete Datteln zum Nachtisch. Es sieht alles recht gut aus aber keiner isst. Obwohl uns erklärt wird, wir (Ungläubigen) dürfen essen und trinken, warten auch wir. Die Sonne ist schon untergegangen als die Stimme im Fernsehen endlich verkündet jetzt, ja jetzt darf getafelt werden.

Das Essen ist gut. Bedenken was Salat und Fleisch angeht werden sofort beiseite geschoben. Nach dem Essen trinken wir noch einen Kaffee - türkisch mit viel Satz. Da kommt ein Typ daher und nimmt die Datteln von Dana einfach vor ihrer Nase weg. Lautstarkes Gezeter erhebt sich am Tisch, erschrocken rückt er den Nachtisch wieder raus. Also wirklich! Dieses Essen ist unsere erste ernstzunehmende Begegnung mit dem Ramadan. Natürlich dauert die Pause nicht eine sondern zwei Stunden aber danach sind wir zügig fertig. Wir lassen uns mehrfach bestätigen, dass wir wirklich versichert sind und nun geht es weiter Richtung Westen - dass es schlechterdings wieder Nacht ist und wir bei Nacht nicht fahren wollten, braucht wohl nicht mehr erwähnt zu werden.

Die Einreise nach Ägypten war zwar langwierig, schien aber einem Plan zu folgen. Es hat genau das gekostet was laut Reiseführer zu erwarten war, keiner wollte Bakschisch und alle waren freundlich zu uns. Sie taten alle einfach nur ihren Dienst, weder Willkür noch Schikane.
Trotzdem es dunkel ist, wollen wir noch bis Marsa Matruh. Dort soll es beim Hotel Beau Site laut Reiseführer eine Campingmöglichkeit neben, oder vor dem Hotel geben. Da wir nun schon seit 4 Tagen in der Wildnis gehaust haben freuen wir uns auf ein bisschen relaxen. Vielleicht kann Dana ja auch noch einmal baden. Zu diesem Hotel gehört angeblich auch ein eigener Strand. So scheint uns dieses Hotel ein lohnendes Ziel für diesen Abend zu sein, auch wenn es noch über 230 Kilometer sind.

KASO Bild Gegen 23:30 Uhr kommen wir in Marsa Matruh an. Die Touristenpolizei fängt uns schon am Ortseingang ab und fragt wohin. "Wir wollen zum Hotel Beau Site um dort zu campen." Umgehend wird dort angerufen. Es kommt scheinbar eine Bestätigung, dass das möglich ist. Wir dürfen weiter. Welch ein Unterschied des Stadtbildes. In Marsa Matruh herrscht um Mitternacht noch Leben. Die Stadt ist über und über mit bunten Lichterketten geschmückt. Überall blinkt und leuchtet es, so wie die kitschigste Weihnachtsdekoration bei uns. Welch ein Unterschied zum libyschen Einheitsgrau. Und überall sieht man Cafes und Restaurants. Das Hotel Beau Site ist etwas außerhalb am berühmten Sandstrand von Marsa Matruh. Nach etwas Suchen finden wir es auch aber überall nur Häuser, kein freier Platz zum campen. Sind wir hier richtig? Wir fragen nach, ja wir können uns auf den Parkplatz vor dem Hotel neben die Trafostation stellen. Die Strasse ist ja ruhig aber der Trafo brummt!. Unser Versuch zwischen den Hotels, näher zum Strand zu kommen wird von der Touristenpolizei sofort vereitelt. Also übernachten wir auf dem Parkplatz an der Strasse mitten zwischen Wohnhäusern und Hotels. Es ist nicht sehr romantisch. Ganz anders als wir uns das vorgestellt haben. Wir sind beide ziemlich enttäuscht.

Da wir aber die letzten Tage nur gefahren sind wollen wir hier eine Fahrpause einlegen, auch müssten am Monster so ein, zwei Sachen repariert werden. Also beschließt die Reisegruppe einen anderen Standort zu suchen oder dann doch ein Hotelzimmer zu nehmen. Hotels gibt es hier wie Sand am Meer doch die meisten sind geschlossen. Ganz in der Nähe finden wir ein kleines Appartementhotel, das unseren Bedürfnissen entspricht.

Marsa Matruh ist ein beliebter Sommerferienort bei den Ägyptern, wenn es im am Nil oder am Roten Meer zu heiß wird. Im Winter gleicht die Corniche in Marsa Matruh einer Geisterstadt - Hotel an Hotel - viele mit Brettern vernagelt.
In der Altstadt während des Tages verhaltenes Leben. Kurz vor 17:45 Uhr erlischt auch das in der Stadt. Marsa Matruh gleicht nun einer verlassenen Geisterstadt bei der sogar die Gespenster ausgezogen sind. Der Ramadan bestimmt den gesamten Tagesablauf in Ägypten. Cafes und Restaurants sind zwar geöffnet aber außer ab und zu ein Tourist ist keiner drin. Es geht sogar soweit, dass auch wir uns an den Ramadan halten und in der Öffentlichkeit weder essen noch trinken. Hin und wieder wird uns Tee oder Kaffee angeboten. Wenn wir dann mit der Bemerkung Ramadan ablehnen so wird das mit Respekt zur Kenntnis genommen. Kurz vor Sonnenuntergang sitzen alle in Restaurants oder haben sich mit Speis und Trank zu Gruppen versammelt und warten auf das Breakfast. In manchen Restaurants sind lange Tischreihen provisorisch aufgestellt, damit viel mehr Leute Platz haben als sonst üblich. Diverse Organisationen bieten während des Ramadan zusätzlich Essen an. Museen und öffentliche Einrichtungen schließen während des Fastenmonats um 15:00 Uhr, damit die Gläubigen sich Zeit fürs Gebet und zum Breakfast nehmen können. Kleiner besserwisserischer Einschub: Breakfast, für uns allgemein mit Frühstück übersetzt, kommt ursprünglich von "Fasten brechen" - also erstes Essen nach dem Fasten. Geht man zu dieser Zeit durch die Gassen so wird man von fast jeder Gruppe eingeladen mitzuessen. Sie können nicht verstehen, wie man zu dieser Zeit rumrennen und nicht auf die Verköstigung warten kann. Begleitet wird das ganze vom Sprechgesang des Muezzins. Überall, also wirklich überall sind Lautsprecher aufgestellt, so dass während der Fastenzeit der Muezzin wirklich in jedem Winkel zu hören ist. Die Stadt ist über und über mit blinkenden und bunten Lampen und Wimpeln geschmückt. Über fast jedem Laden oder Hauseingang hängt eine Ramadan Laterne und es wird während des Ramadans kein Alkohol verkauft auch nicht an Touristen.

Wir nutzten die Zeit unsere ersten Reiseberichte zu schreiben und stellen fest, das ist bedeutend mehr Arbeit als wir erwartet haben. Folglich bleiben wir noch einen Tag länger in Marsa Matruh. Nach etwa 3 Tagen tritt bei der Reisegruppe Kaso immer eine Art Sättigung von einem Ort ein und dann muss die Karawane weiter.


2. November 2003 Wadi Natrun

Heute biegen wir entgültig nach Süden ab. Das Ende der langen Ost-West Spange von Douz in Tunesien bis etwa Alexandria werden wir im laufe des Tages erreichen, dann führt uns unsere Route immer weiter Richtung Süden. Jeder Kilometer bringt uns sodann dem Äquator näher und näher.
Die Fahrt nach Kairo unterbrechen wir im Wadi Natrun.

KASO Bild Das Wadi Natrun ist ein fruchtbares Tal in der Wüste, mit Höhelage unter dem Meeresspiegel. Das Salz gewonnen zum balsamieren und konservieren der Mumien gewann man hier. Daher der Name Wadi Natrun. In diesem Wadi haben sich mehrere koptische Klöster angesiedelt, von denen heute noch in vieren klösterliches Leben praktiziert wird. Die Klöster stehen alle dicht beisammen und wir denken sie seien einen Besuch wert. Weiterhin hält sich das hartnäckige Gerücht, dass die Mönche im Wadi Natrun Wein anbauen und auch verkaufen. Noch ein Grund, unsere gemeinsamen christlichen Ursprünge etwas aufzupolieren.
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Es folgt eine ziemlich langweilige Fahrt durch die Wüste, auf einer fast neuen Autobahn. Außer den Werbeflächen und der Strasse selbst ist noch nichts fertig. Die Autobahn mündet beim Wadi Natrun auf die Hauptroute Alexandria - Kairo. Sie ist ähnlich ausgeführt wie in Deutschland, 2-3 Fahrspuren pro Richtung und ein Seitenstreifen. Nur hier kann an fast jeder beliebigen Stelle auf die Trasse aufgefahren werden. Oft sind Abzweigungen nur auf einer Seite, so muss man kurzerhand auf die Gegenfahrbahn wechseln, fährt etwas zurück und biegt ab. Dass natürlich Eselkarren und Radfahrer diesen Verkehrsweg mit benutzen muss ich nicht ausdrücklich betonen. Es herrscht eine gewisse Disziplin, die es auch uns gestattet unbehelligt im Verkehr mitzuschwimmen. Jeder ist immer auf alles gefasst und nichts ist unmöglich.

Wadi Natrun ist die einzige Autobahn Raststätte Ägyptens. Sie gleicht mehr einem kleinen Dorf: Mehrere Tankstellen und Restaurants, Straßenverkäufer und Fensterputzer, doch leider kein Weindealer. Irgendwo dazwischen zweigt eine kleine Strasse ins eigentliche Wadi ab. Nach mehreren Anläufen haben wir es dann auch gefunden. Am Kloster Bishoi, das als eines der weltoffensten gilt, wollen wir unser Nachtlager aufschlagen (das klingt wie bei Karl May). Neben der weihrauchgeschwängerten, mystischen Stimmung im Kloster fallen auch Äußerlichkeiten extrem auf: die Menschen essen und trinken und die Frauen tragen keine Kopftücher.

3. November. 2003

Nach einer relativ ruhigen Nacht vor den Klostermauern des Bishoi Klosters platzen wir in eine koptische Morgenandacht im Kloster. Sie wird mit viel Gesang und noch mehr Weihrauch zelebriert. Das Kloster Deir el Surian ist nur 500 m entfernt. Wir pilgern auch zu diesem. Alle vier noch vorhandene Klöster im Wadi Natrun sind von koptische Mönchen, die versuchen ihre alten Traditionen zu wahren, bewohnt. Bemerkenswerter Weise hat nimmt das Kloster Makarios, das sich völlig abgeschottet hat, nur Männer auf, die einen Beruf und den Militärdienst abgeleistet haben. Scheinbar fehlt es der koptischen Kirche weder an Mönchen noch an Geld. Das zeigt sich vor allen in ihren Kirchenneubauten.

Unsere Fahrt geht weiter Richtung Kairo nach Gize - wir sehen die Pyramiden.

KASO Bild Um den Campingplatz zu finden benötigen wir zum ersten Mal ernsthaft das GPS. Mit der Beschreibung im Buch konnten wir nichts anfangen, aber es waren zum Glück die GPS Koordinaten angegeben. Wir also mit dem Monster durch die Rush Hour von Gize, immer mit dem Blick auf das GPS. Kairos Autofahrer gehören alle in die Klapsmühle, wirklich! Wenn man versucht mit mitteleuropäischer Umsicht zu fahren, kommt man keinen Meter weiter. Immer wenn ich gerade losfahren will sind zwei Taxis, ein Bus und mindestens hundert Fußgänger in die Lücke gesprungen. Hier wird fast auf Kontakt gefahren. Die Anzahl der Fahrbahnen wird nur durch den Mut und die Durchsetzungskraft der beteiligten Fahrer bestimmt. Nach über einer Stunde und 3 km Kampf erkennen wir, dank GPS, dass wir falsch sein müssen. Also wieder zurück einen anderen Weg suchen. Letztendlich finden wir auch das Camp und stellen uns neben einen Rotel Bus. Nein durch Gize muss ich nicht mehr fahren, mir reichts, aber von unserem Lagerplatz aus kann man die Pyramiden sehen. Kaso-Tours bietet seinen Reiseneden etwas - Übernachtung mit Pyramiden Blick.

4. November 2003 Danas Geburtstag.

KASO Bild Früh um 6:00 Uhr klingelt der Wecker. Dana hat heute Geburtstag, aber das ist nicht der Grund für unser frühes und KASO-Tour untypisches Aufstehen. Wir wollen mit dem Rotel-Bus mit zu den Pyramiden fahren. Aber zuvor gibt's Geburtstagsfrühstück mit Kerzen und Blumen wie es sich gehört. Warum müssen wir so früh bei den Pyramiden sein? Die Grabkammer der Keopspyramide ist die Ursache. Es werden nur 150 Eintrittskarten pro Halbtag verkauft und sind die weg gibt es keine Chance auf Einlaß mehr. Das ist auch der Grund warum die Begeisterung für die Pyramiden selbst zuerst zurückgedrängt wird, da wir mit dem Gedränge vor dem Ticketschalter genug zu tun haben. Nach fast einer Stunde wäre ich endlich dran aber genau vor mir wird der Schalter geschlossen. Die 150 Ticket sind verkauft. Sch...(schade)! Der ganze Rotel-Bus ging auch leer aus. Die Reiseleiterin vom Rotel-Bus scheint die Gepflogenheiten hier zu kennen und bittet uns zu warten. Irgendwie schafft sie es für den regulären Preis plus 10 Pfund (1,40 Euro) Bakschisch pro Person darf der Rotel-Bus die Grabkammer besichtigen und KASO-Tour mit ihnen.

KASO Bild Bevor wir die Pyramiden richtig von außen sehen können besichtigen wir das Innere. Es geht durch einen winzigen Gang in die Pyramide. Alle Touristen die uns entgegenkommen schwitzen und sind außer Atem. Es ist heiß und es stinkt. Fast auf Knien muss man in die Höhe kriechen, bis man in einen großen Gang mit Holztreppen kommt an dessen Ende die Grabkammer liegt. Die Ausdünstungen der Touristen sind auch der Grund, weshalb nur 150 Eintrittkarten pro Halbtag verkauft werden. Der Grund weshalb man nicht fotografieren darf liegt auf der Hand, wenn man in der Grabkammer ist. Es gibt einfach nichts Interessantes zu fotografieren, außer eben das Gefühl im Inneren eines der bekanntesten und größten Gräber der Menschheit zu sein. Ein Ort der ein über 4000 Jahre altes Geheimnis beinhaltet aber das kann man nicht fotografieren.

Endlich wieder draußen, erkennen auch wir, dass die Pyramiden mit die faszinierernsten Bauwerke sind, die wir bisher gesehen haben - grandios und beeindruckend. Die Faszination wird nur durch unzählige Souvenirhändler, Kamelvermieter, Taxifahrer und Touristen samt Touristenpolizei gedämpft. Wir machen eine halbstündige Wanderung in die Wüste, damit wir alle 3 Pyramiden gemeinsam bewundern können. Dieser Ausflug wird begleitet von einem berittenem Cola-Verkäufer und einem Pferdevermieter. Das Wort NEIN scheinen sie nicht zu kennen. Und noch einmal, die Pyramiden sind faszinierende Bauwerke. Wir können uns an ihnen nicht satt sehen. Das drückt sich dann bei mir durch ca. 170 komponierten Bildern aus.


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Bei der Sphinx erlauben wir uns außer dem Bauwerk auch bei der Betrachtung der Touristen zu verweilen. Eine normale Reisegruppe steht ca. 17 Minuten bei der Sphinx herum. Dabei werden auf Erklärungen ca. 4 Minuten verwendet. Weitere 7 Minuten werden für 3 Bilder benötigt. Erstes Bild von der Sphinx mit unbekannten - meist deutschen oder japanischen Touristen, die durchs Bild latschen. Für das nächste Bild wird mehr Zeit verwendet, weil jeder Tourist bemüht ist die Sphinx mit Pyramide doch ohne unbekannte Touristen zu fotografieren. Beim dritten Bild wird normalerweise fremde Hilfe erbeten, weil man auch ein Bild mit Sphinx und mit einem selbst benötigt. Wir zeigen hier nur das dritte Bild, und weisen darauf hin, dass wir für Bildausschnitt und Komposition nicht verantwortlich sind. Wir sind das Motiv!. Die verbleibenden Minuten werden wieder den Souvenirverkäufern und dem Abweisen ähnlicher Elemente verwand.



5. November 2003 Kairo

KASO Bild Kairo, eine Stadt mit einem Verkehrsproblem. Ein Zitat gibt Kairos Verkehrssituation am besten wieder. "... in Kairo wird so Auto gefahren, dass sogar der faulste Mensch lernt um sein Leben zu rennen". Jeder fährt eigentlich wie er will , passt auf, dass er nicht von anderen getroffen wird und hupt. Wir nehmen das Taxis zur Deutschen Botschaft. Ich will einen Brief abholen, den mir eine Freundin dorthin nachgeschickt hat. Laut Reiseführer soll das die beste Möglichkeit sein in Ägypten Post zu bekommen.
Dem ist nicht so. Wenn der Empfänger nicht bekannt ist, so werden die Briefe auch nicht entgegen genommen und eventuell zurück geschickt. Mein Brief ist zumindest nicht angekommen und bis jetzt auch nicht wieder in Deutschland. Das hat mich geärgert und der Verkehr hat mich geärgert und die Verhandlungen mit dem Taxifahrer, der Lärm und der Gestank, die Luft und der Dreck, und, und.

KASO Bild Wir haben unser Pässe bei der Äthiopischen Botschaft abgegeben um ein Visum für Äthiopien zu erhalten. Angeblich benötigt man dafür eine Empfehlung oder sogar ein Rückflugticket. In Kairo benötigt man nur seinen Pass und die nötigen Dollar für die Tinte (Tinte ist in Botschaften extrem teuer). Morgen können wir es abholen. Das bedeutet noch einmal in die Innenstadt von Kairo
Heute Abend besuchen wir Sound und Light an der Sphinx. Eine multimediale Vorstellung über die Geschichte der Pyramiden und der Sphinx. Nett aber sehr kitschig. Die Pyramiden in rot, grün oder blau. Die Sphinx mit dem Gesicht von Tut el Amon und vieles mehr.


6. November 2003

KASO Bild Wir fahren nochmals in die Innenstadt holen unser Visum ab und besuchen die Souks. Es sollen die größten von Ägypten sein. Hier gibt es alles was eine ägyptische Familie so braucht oder auch nicht. Es gibt eine Gasse mit vielen Buden die Papierblumen verkaufen, eine andere Gasse verkauft nur Waagen und Gewichte, die nächste allerlei für Bauchtanz Kostüme. Aber alle Artikel werden immer gruppenweise verkauft. Obwohl ich morgens geduscht und frische Hosen angezogen habe, sehe ich abends aus, wie durch den Dreck gezogen, dabei war ich nur einkaufen. Dieser Tag gibt uns so den Rest, dass wir beschließen am darauf folgenden Tag Kairo fluchtartig zu verlassen.



7. November 2003

KASO Bild Wir fahren durch die Libysche Wüste ins New Valley. Unsere erste Station ist die Oase Bahariya. Die Strecke führt 300 km entlang einer Eisenbahn Linie: Sand- und Geröllwüste, hin und wieder unterbrochen durch Sandstein Gebirge, im großen und ganzen langweilige Landschaft aber sehr entspannend nach dem Chaos in Kairo. Zur Oase el Bawiti gibt es nicht viel zu sagen. Die einzige Attraktion im Dorf ist das Hotel "Alpenblick" und das ist so unscheinbar, dass es fast nicht auffällt. Wir nutzen den Aufenthalt um uns für die nächsten 2 Tage in der Wüste zu rüsten. Dabei wird ein bisschen am Monster repariert und Wäsche gewaschen und unser Proviant aufgefüllt.

An Bier oder Wein ist im Ramadan fast nicht dran zu kommen. Die Alternative heißt "Birell" ein in Lizenz gebrautes schweizerisches, alkoholfreies Bier. Es ist nicht mit unserem alkoholfreien Bier zu vergleichen. Kalt ist es in maßen, warm ist es absolut ungenießbar, wenn nicht sogar giftig. Mit diesem Bier decken wir uns ein. Es ist schon seit Tagen unser Begleiter, es ist das einzige nicht übersüßte Getränk, aber ich kann es nicht mehr sehen.

9. November 2003 Vollmond

Wir fahren weiter und wollen 2 Tage in der "weißen Wüste" bleiben. Der Weg führt zuerst durch die "schwarze Wüste". Vergleiche mit Mordor und den dunklen Gebirgen aus "Herr der Ringe" drängen sich auf. Links und rechts der Straße Hügel und Berge, bedeckt mit schwarzem Staub. Der Horizont verliert sich in einer schwarzen Weite. Allmählich hebt sich die Landschaft und wir fahren auf einem Hochplateau. Nach einem plötzlichem Felsabbruch öffnet sich die "weiße Wüste". Bizarre, absolut weiße Kalksteinformationen ragen aus dem Sand: große, kleine, runde, kantige, pilzförmige, manche haben Gesichter, andere sehen aus wie Häuser. Ein riesiger Figurengarten der Natur, erschaffen in endloser Zeit.


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Die Gegend ist durchzogen mit Reifenspuren in alle Richtungen. Die Hauptroute ist im Reiseführer mit GPS Koordinaten angegeben, so dass auch wir den Einstieg finden. Wir folgen der Piste bis zum Abzweig nach Süden. Dort sollen aber irgendwo Weichsandfelder sein, die schwierig zu durchfahren sind. Die Hauptpiste ist nicht mehr auszumachen, alle Richtungen laden zum Fahren ein. Überall sind Spuren und man ist fast gezwungen weiterzufahren, nur um hinter den nächsten Kalksteinfels zu schauen. Bisher sind wir überall gut durch gekommen. Dana wird langsam unruhig, da der Sand immer weicher wird und wir immer weiter fahren. Mich lockt das Unbekannte ... bis wir im Sand festsitzen - aber so richtig!! Es hilft kein 4x4 und keine Sperre, es hilft nur Schaufel und Sandblech. Aber wir kommen wieder raus. Nach einer Stunde schaufeln, Sandbleche tragen und schwitzen suchen wir einen Schlafplatz mit etwas festerem Untergrund. Die Grenzen des Machbaren mit unserem Monster wurden uns hier sehr deutlich aufgezeigt. Unser Gefährt hat es zwar geschafft, aber ein normaler Geländewagen ist einfach an uns vorbei gefahren und nicht stecken geblieben. Sand ist zu meiden!

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Dafür werden wir mit einer wolkenlosen Nacht bei Vollmond belohnt. Unheimlich ist die Landschaft. Nachdem der Vollmond aufgegangen ist gleicht die Nacht einer langanhaltenden Dämmerung. Die Kalksteinskulpturen umgeben uns und werfen fahle Schatten im Mondlicht. Vielleicht klingt die Beschreibung allzu prosaisch aber es ist ein kaum zu schilderndes Szenario. Wir haben in der Oase genügend Holz gesammelt und können in der kühlen Nacht lange an einem kleinen Lagerfeuer sitzen und die Einsamkeit genießen.






10/11. November 2003


Die Nacht war kalt der Tag gefühlte 20 Grad und windig. Mit unsrer Camp-Shower haben wir die erste warme Dusche seit langem. Aber Vorsicht der Kalkstein löst sich schnell, wird zu weißer Pampe, hängt in großen Klumpen an den Füßen und geht nicht mehr ab. Hmmmm....
Den ganzen Tag bleiben wir in der "Weißen Wüste". Eine kleine Wanderung bei langsam aufkommendem Sandsturm vergegenwärtigt uns wie leicht man sich in der Wüste verirren kann. Unser Monster finden wir dank GPS sehr leicht wieder, obwohl uns etwas unwohl ist bei dem blinden Vertrauen auf die Technik. Je länger die Wanderung dauert, desto mehr erscheinen die Kalksteine wie Sahnetörtchen. Es wird langsam Zeit für Kaffee und Kuchen.
KASO Bild Weiter hinein in die Wüste wollen wir nun doch nicht fahren. Unsere Erfahrungen von gestern hindern uns daran. Sogar der Gedanke durch den Sand wieder zurück zur Strasse zu fahren, schreckt uns. Gegen 17.00 Uhr klettern wir auf unsern eigenen Kalksteinberg und genießen bei einem Birel das Schauspiel des Sonnenuntergangs. Die Nacht ist wieder unbeschreiblich, bei Lagerfeuer, Vollmond und Pfefferminztee. Ich werde hier noch zum Pfefferminztee Junkie

Die Strecke aus dem Sand zur Strasse erkunden wir abschnittsweise per Pedes. Wir kommen ohne Probleme raus. In der Nähe der Strasse fragt uns ein einheimischer Touristenführer nach Ticket oder irgendwas. Wir verstehen nichts. Man braucht hier keine Eintrittskarte - noch nicht. Weiter führt unsere Reise in die Oase Dahkla

12/13 November 2003 - Oase Dahkla

Zum zweiten mal macht uns die Größe des Monsters richtig zu schaffen. Die Einfahrt zum Kamees Camp ist zu niedrig. Es fehlen einfach 50 cm. Also müssen wir durch den Gemüsegarten fahren. Zum Glück ist das Monster etwas geländegängig und hat einen relative hohen Radstand. Durch Matsch und Maisfeld erreichen wir unseren Lagerplatz. Natürlich sind wir die einzigen Gäste. Aber es ist echt nett hier. Sogar Warmwasser und Strom gibt es. Durch einen glücklichen Griff meiner magischen Hände, gibt es plötzlich keine Strom mehr in der gesamten Anlage. Alles ist dunkel. Zu was habe ich schließlich Elektriker gelernt. Mein ägyptischer Kollege braucht über eine Stunde um den Fehler zu finden. Aber nachdem wir vom Abendessen zurück kommen erstrahlt die Anlage wieder im hellen Licht einer 40 Watt Glühbirne.

KASO Bild Die Oase ist eine Wohltat für die Augen. Das Gras erscheint grüner als bei uns. Am Rand eines steil abfallenden Gebirges, schmiegt sich die Wüsteninsel in ein kleines, grünes Tal aus Palmen und Gemüsebeeten. Sie ist nett, aufgeräumt und die Menschen sind freundlich. Das Wasser wird aus Brunnen und heißen Quellen gepumpt und über kleine Kanäle verteilt. Über 100 heiße Quellen sollen hier sprudeln. Uns lockt das Baden in den heißen Quellen aber nicht, stattdessen haben wir uns Fahrräder geliehen und radeln durch die Oase. Die Wanderdünen bedrängen langsam die Felder und Gärten. Eine Wanderdüne hat sich schon zwischen Camp und Dorf gelegt. Unbarmherzig deckt sie einfach Kulturland zu. So entsteht eine einzigartige Atmosphäre. Hier nehmen wir uns auch mal wieder Zeit unsere Berichte zu schreiben

KASO Bild Beim Besuch des Dorfes el Qasr werde ich direkt mit meiner beruflichen Tätigkeit konfrontiert. Ich entdecke eine Presse bei der es sich leider gar nicht lohnt sie zu automatisieren. Dennoch bin ich fasziniert. Es ist eine voll funktionsfähige Presse ohne ein Stück Metall.

Das ganze Dorf ist aus Lehm gebaut. Alles ist braun und brüchig. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn es regnet.



15. November 2003

Die Vielfältigkeit der Wüste ist fast nicht zu beschreiben. Sie erstrahlte in allen Farben seit wir Kairo verlassen haben: schwarz, weiß, grau, rot, gelb etc. An einer Stelle unsrer Reise berührten wir die das große Sandmeer. Unvorstellbare Massen von Sand, goldgelb und erhaben, die sich langsam und unaufhaltsam bewegen. Sie begraben einfach eine Strasse mit allem drum und dran unter sich. Es gibt kein Aufhalten, die Strasse muss um die Wanderdüne herumgebaut werden, bis die nächste Düne kommt. Dann wieder unendliche Weite, nur Ebene, flach, grau, trocken, so weit das Auge reicht. Die Wüste wirkt als könnte sie alles vereinnahmen, dennoch wunderschön.

Mit einem kurzen aber ärgerlichen Zwischenstopp in der Oase Kharga geht es weiter an den Nil. Wir verlassen die Faszination Wüste und gegeben uns dem Chaos, den Touristen und der Kultur in Luxor hin und treffen alte Bekannte wieder. Im Rezeiky Camp steht der Rotel Bus den wir schon aus Kairo kennen. Die Reisegruppe war natürlich viel schneller als KASO-Tour und befindet sich bereits auf dem Rückweg nach Norden. Wir lassen uns Zeit die Trümmer von Luxor zu betrachten.

16. November 2003

KASO Bild Der Tempel von Karnak darf sich rühmen heute von uns besichtigt zu werden. Besonders imposant ist die Papyrushalle mit ihren mehr als 135 gewaltigen papyrusförmigen Säulen. Sie ist mit unzähligen Bildern geschmückt und über und über mit Hieroglyphen bedeckt. Selbst nach 4000 Jahren ist die Qualität und die Präzision mit der sie gefertigt sind verblüffend. Wir sind überzeugt, dass das es im heutigen Ägypten keinen Araber gibt, der mit solcher Präzision arbeiten kann. Egal wo man hinschaut wird gewahr, alles wird nur halb und furchtbar schlampig durchgeführt. Den Vergleich zwischen damals und heute darf man einfach nicht ziehen.

KASO Bild Es bleibt heute noch genügend Zeit auch den Luxor Tempel bei Nacht zu erleben. Durch die Beleuchtung wirken die Reliefs sehr plastisch. Die Gasse der Widder, angelegt von Alexander dem Großen, scheint sich im Unendlichen zu verlieren und die Moschee, die sich mittlerweile bis ins Innere des Tempels erstreckt, wird ein Teil des Ganzen. Bei Tag wirkt sie wie ein Stachel der hier nicht hingehört. Die Altertumswächter haben mal kurz nicht hingekuckt (1968) und schupp die wupp stand im Tempel ne Moschee.


Nur der römische Teil des Tempels wirkt unangemessen und poplig. Waren wir in Leptis Magna von der Kultur der Römer beeindruckt, erscheinen ihre Bauwerke hier im Vergleich zu den Vermächtnissen der Pharaonen und Co geradezu bedeutungslos.







17. November 2003

Am 7. Jahrestag des Luxor Attentats mutet es uns nicht ratsam an die Königsgräber zu besichtigen. Touristische Pause. Stimmt natürlich nicht ganz, wir besuchten das Mumifizierungsmuseum in Luxor. Es wurden nicht nur Menschen "haltbar" gemacht sondern auch "heilige" Tier. So kann man hier außer der Mumie eines Priesters und Generals auch mumifizierte Affen, Krokodile und sogar mumifizierte Fische bewundern. Obwohl diese auch nicht anders aussehen als die Überreste beim Fischhändler auf dem Markt. Nur die mumifizierte Ente, an der sich ein Wissenschaftler 1947 versuchte, wirkt wie das Produkt einer Broilerbude. HäHäHä :)

18. November 2003

Wir überqueren mit der Fähre den Nil und suchen eine Fahrgelegenheit zu den Königsgräbern. Wir sind als Touristen anscheinend sehr leicht zu erkennen (vermutlich der Rucksack), deshalb wird uns ein Taxidienst schon auf der Fähre angeboten. Als wir dann die andere Seite erreicht und immer noch nicht zugesagt haben, ist der Preis mittlerweile in eine Region gerutscht die uns angemessen erscheint. Wir lassen uns zum Tal der Könige fahren.

Die Gräber sind teilweise tief in den Berg hinein gegraben und wir fühlen uns wie Indiana Jones: zuerst Stufen um Stufen hinauf und durch enge Gänge hinunter in den Berg. Manche Gräber sind mit Reliefs ausgeschmückt, in andern wird das Buch der Stunden mit bunten Hieroglyphen erzählt, andere zeigen alltägliche Szenen als Relief in Stein gehauen mit Farben ausgemahlt und reichlich verziert - und alles über 3500 Jahre alt. Im Grab von Setos II erkennen wir, dass es auch schon vor 3500 mit manchem Projekt Probleme gab. Im Eingangsbereich des Grabes sind die Reliefs noch in Stein gehauen und reichlich mit Farben verziert. Je weiter man in das Grab hinein kommt desto rudimentärer ist die Ausschmückung. Im Bereich der Grabkammer sind die Hieroglyphen nur mit einem Stift als Skizze auf die Wand gemalt. Für die Deckengemälde fehlte es anscheinend an Zeit und Fantasie.
KASO Bild In diesem Grab liegt auch eine unbekannt Mumie die nicht der Eigentümer des Grabes ist. Ich bin überzeugt, es ist der Projektleiter. Er sollte sein Werk in der Ewigkeit fertig stellen - Projekt gescheitert. Nach Besichtigung der von uns ausgewählten 3 Gräber wandern wir über einen Bergkamm zum Tempel der Hatschepsut. Auf dem Kamm erschließt sich die Eigentümlichkeit der Region. Linkerhand zieht sich der Nil von Süden nach Norden als ein grünes Band in einer fruchtbaren Ebene, rechts erstrecken sich Sandsteingebirge und endlose Weite einer unfruchtbaren, kargen Wüste. Krasser kann ein landschaftlicher Gegensatz nicht sein.

Auf der Rückfahrt mit der Fähre schmiegt sich Frau Kaso an Mann Kaso als der Ruf eines neidischen Ägypters an unser Ohr dringt ".. no I love you during Egyptian Ramadan" ein Notstand der wohl manches Verhalten hier erklären kann.



19. November 2003 Konvoi

Die Strecke Luxor - Assuan ist konvoipflichtig. 5:30 Aufstehen. Wir müssen um 7:00 Uhr am Konvoisammelplatz sein. Wo bitte ist die Sammelstelle, sind wir schon an ihr vorbei gefahren, oder gibt es die Konvoipflicht gar nicht mehr? Es ist gleich 7:00 Uhr und kein Konvoi in Sicht. Erst der Polizeiposten 20 km hinter Luxor hält uns auf. Der Konvoi kommt. Er ist sehr klein und besteht aus ca. 10 Bussen,10 Privatfahrzeugen und ein paar Taxen. Ein Polizeifahrzeug fährt voraus und eines am Schluss. Nach wenigen Kilometern sind wir die letzten, alle haben uns überholt, hinter uns ist nur noch die Polizei und drängt uns weiter. Da wir maximal nur 80-90 km/h fahren können hängt der Konvoi uns sehr schnell ab. Ein paar mal können wir ihn bei Hindernissen noch einholen. Die Polizei versucht uns anzutreiben. Wir übertreten mit staatlicher Gewalt alle Verkehrsregeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Keine Chance, nach 1,5 Stunden haben auch die Staatsdiener die Hoffnung aufgegeben, in diesem Leben den Konvoi noch jemals einzuholen. Wir haben jetzt unsere Beschützer ganz für uns alleine.
KASO Bild Sobald sich dem Monster irgendetwas in den Weg stellt, das den Anschein erweckt unsere Geschwindigkeit auf unter 80 km/h zu drosseln, wird es durch die "wohlklingende Symphoniesirene", unseres hinter uns drängelnden Begleiters, von der Strasse geblasen. Dies gilt insbesondere innerhalb geschlossener Ortschaften. Wir fühlen uns sehr wichtig mit dieser Eskorte. Nach 4 Stunden erreichen auch wir Assuan. So schnell waren wir noch nie.

In Assuan erwarten uns gleich mehrere Enttäuschungen.

Es gibt keinen Campingplatz oder auch nur eine halbwegs ruhige Ecke an der man sich gemütlich hinstellen könnte. Wir müssen uns ein Hotelzimmer suchen. Wir finden auch eines, das uns akzeptabel erscheint. Ein kleines aber sauberes Zimmer, mit einem winzigen Balkon im 4 Stock. Der Aufzug ist genau so bereit wie ich und man kann damit nicht in den 4 Stock fahren weil er kurz vor dem 4 Stock regelmäßig hängen bleibt. Außer Campingstühlen, unsere Bettdecken, das Geschirr, die Kühlbox und den Gaskocher benötigen wir fast nichts aus dem Monster. Wie gehen andere in Ägypten ins Hotel, die keinen eigenen Hausstand bei sich haben - keine Ahnung. Wir ziehen nach nur 1 Stunde in den 3 Stock weil der Boiler im Bad so laut ist, dass man sicher nicht schlafen kann.

Die nächste Enttäuschung ereilt uns als wir das Büro der Transportgesellschaft aufsuchen, die die Fähre über den Nasser Stausee unterhält. Weil das Monster so groß ist können wir nicht mit der normalen Fähre über den See fahren, sondern brauchen einen Ponton. Auch ist die reguläre Fähre bis zum 8. Dezember ausgebucht (sie hat nur 4 Plätze). Der nächste Ponton kann erst nach dem Ramadan fahren. Der Preis des Pontons ist so hoch, dass wir ihn besser verschweigen. Leider sind keine andern Autos hier mit denen man die Kosten teilen könnte. Auch eine Diskussion ob wir nicht doch irgendwie mit der anderen Fähre oder dem Frachtschiff fahren könnten bleibt ohne Erfolg. Am kommenden Dienstag endet der Ramadan das bedeutet die ganze Woche wird nicht mehr gearbeitet. Der nächste Ponton kann also frühestens für den 29. November organisiert werden. Das sind noch 10 Tage.

Unsere Aufenthaltsgenehmigung für Ägypten läuft am 28.November aus. Das Monster muss bis spätestens 29. November ausgeführt werden und unser Visum für den Sudan verliert am 4. Dezember seine Gültigkeit. Die Zeit arbeitet gegen uns.

Wir machen uns auf und schreiben Zettel und Plakate: Wir suchen Fahrer und Ladung für ein Ponton nach Wadi Haifa. So wie es uns erklärt wird, müssen wir Kaso-Tour den Ponton anheuern und es beleibt uns überlassen wie viele Autos oder Fracht darauf steht. Wir verkaufen also den Platz auf dem Ponton.

20/21 November 2003 Assuan

Wir versuchen unsere gedämpfte Stimmung durch etwas touristisches Programm zu heben. Die Insel Elefantine liegt mitten im Nil. Hier befinden sich auf engstem Raum 2 nubische Dörfer, deren Häuser aus Lehm gebaut sind. Abwasserkanäle laufen stinkend und in allen regenbogenfarben schimmernd quer durchs Dorf in Richtung Nil. Direkt angrenzend residiert ein 5 Sterne Hotel mit einem Zimmerpreis von 195 US Dollar pro Nacht. Diese Koexistenz verursacht fast physische Schmerzen.


22. November 2003 Hafen am High Damm

KASO Bild Heute geht das letzte reguläre Fährschiff vor den Ramadan Ferien. Deshalb fahren auch wir zum Hafen raus. Es gibt keinerlei Anlass zu glauben wir könnten mit dieser Fähre mitkommen, und trotzdem haben wir Wasser und Lebensmittel gekauft und das Monster reisefertig gemacht. Mangelnden Optimismus kann man uns wirklich nicht vorwerfen. Am Hafen herrscht Gedränge und es ist mächtig was los. Eigentlich nicht am Hafen selbst sondern an dessen Zufahrt, weil in den Hafen lässt man uns nicht. Das Schiff nach Wadi Haifa ist strenger bewacht als eine Bank. Wie gesagt - was wir hier wollen ist uns selbst nicht klar, wir wollen nur präsent sein. Nach kurzer Zeit begegnet uns Herr Salah, von der Transportgesellschaft. Er ist verwundert uns hier zu sehen meint aber dann, wir könnten doch einiges klären. Nach Gesprächen mit Verlademeister und anderen "Managern" der Schifffahrtsgesellschaft ist klar, unser Monster passt wirklich nicht auf die reguläre Fähre, es bleibt nur der Ponton. Mittlerweile haben alle wichtigen Persönlichkeiten des Hafens unser Monster besichtigt. Plötzlich kommt ein anderer Herr dazu, der uns freundlich begrüßt und uns glauben macht, dass noch einmal 2 Autos aus Kairo kommen, die nächste Woche in den Sudan wollen. Es stellt sich heraus, wir können nicht am 29 fahren sondern erst am 30 November. Die Überfahrt dauert 3 Tage. Eventuell wird noch weitere Fracht gefunden, so dass KASO-Tour nicht die gesamten Kosten tragen muss. Nach einem halben Tag am Hafen haben wir das Gefühl alles getan zu haben, was in unserer Macht steht - Inschallah.

Die Suche nach einer geeigneten Campingmöglichkeit scheitert daran, dass man immer nur die Wahl zwischen Öffentlichkeit und Sandpiste hat. Also gehen wir in ein anderes Hotel, in dem wir aber auch die bereits geschilderte Ausrüstung benötigen. Unser touristisches Programm beschränkt sich auf Feluka fahren und "any Service" am Monster

KASO Bild Felukas sind die Segelschiffe hier auf dem Nil. Es macht Laune mit so einem Kahn in der Abendsonne auf dem Nil rumzuschaukeln, vor der stimmungsvollen Kulisse des Old Kataract Hotels (Agahta Christie: Tod auf dem Nil) die Strudel im Nil zu betrachten und sonst nichts zu tun. Wir haben die älteste Feluka und unser Feluka-Kapitän wohl auch einer der Unfähigsten. Alle Felukas segeln oder kreuzen im Wind nur wir dümpeln dauernd in der Flaute. Wirklich kein Windhauch in unsren Lappen und 100m weiter ziehen andere Schiffe mit bauchigen Segeln an uns vorbei. Erst bei vollkommener Dunkelheit steigen wir noch lange vor der eigentlichen Anlegestelle aus. Außer unserer Feluka ist keine andere mehr unterwegs. Und trotzdem hat es viel Spaß gemacht. Gemäß dem Motto "lerne zu klagen ohne zu leiden" führen wir dann auch die nicht zu umgehenden abschließenden Bezahlungsverhandlungen. Preis und Dauer hatten wir natürlich schon vorher vereinbart.

25. November 2003

KASO Bild Langsam liegen die Nerven blank. Nur hier rumhängen und nichts tun. Auf den Strassen herrscht ein Getöse und Gelärme, da alle in Feiertagsstimmung sind. Und immer noch sind wir die einzigen, die nächsten Sonntag nach Wadi Haifa wollen.
Da der Ramadan vorbei ist, ist die Stadt voller Leute überall sind Menschen die feiern und Lärm machen. Das Ende vom Ramadan wird hier so gefeiert wie bei uns Weihnachten. Es wird geputzt und gebacken und das normale Leben schläft ein. Sogar die Souks sind zum großen Teil geschlossen. Es geht bis in die späte Nacht hinein. Auf der Strasse veranstalten die Kinder schon seit 7:00 Uhr Rennen mit Esel und Pferden. Konnte man bisher wenigstens die frühen Morgenstunden genießen so herrscht jetzt immer eine Lärmkulisse die uns vertreibt.

26. November 2003

Wir sind im Sara Hotel außerhalb von Assuan. Tagsüber macht es einen sehr ruhigen Eindruck mit tollem Blick auf den Nil und die Inseln. Der Preis ist erträglich und wir sind die einzigen Übernachtungsgäste. Trotzdem herrscht bei Nacht Partystimmung. In der hoteleigenen Disco feiern die Einheimischen das Ende des Ramadans bis zum anderen Morgen - man kann nicht fliehen.
Eben hat Herr Salah von der Nil Transportgesellschaft angerufen, es gibt angeblich noch ein Auto das am Sonntag mit uns nach Wadi Haifa will. Johanna und Mark wollen uns besuchen um mit uns alles zu besprechen. Ja - wir verkaufen die Tickets nach Wadi Haifa.

Trips and cargo to Sudan are organized by KASO-Tour .


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