Ägypten
Wüste, Pharonen und
der Nil
Die Einreise mit dem eigenen Auto nach Ägypten wird im
allgemeinen als Horrorvision dargestellt. Im Internet kursieren Emails
und Beschreibungen die dieses Szenario belegen. Manche Reisenden haben
bis zu 1,5 Tage benötigt, bis sie diese Prozedur in Ägypten
mit Fahrzeug bewältigt hatten. Auch in unserem Reiseführer
ist das Einreisen nach Ägypten als ein Akt der Willkür und
einem nicht zu durchschauenden Papierkrieg beschrieben. Wir hatten
diesen Abschnitt im Reiseführer diesmal vorher gelesen und waren
vorbereitet. Zunächst fällt uns angenehm auf, dass hier
anscheinend fast jeder etwas Englisch versteht und die Schilder auch
in unsere Schrift ausgeführt sind.
Um 13:00 Uhr
verließ uns Kamal im Niemandsland zwischen Libyen und
Ägypten und wir stürzen uns in die
Einreiseformalitäten. Ja es war langwierig, Einreisestempel
holen, Formulare ausfüllen, von der Customs Hall zum Traffic
Office, mit Carnet zum kopieren, zurück prüfen lassen, Zoll,
Verkehrssicherheit prüfen, Motor- und Fahrzeugnummer
überprüfen, Versicherung, Akte anlegen, wieder hin und
Stempel holen und zurück zum bezahlen... Es ist kurz vor 17:00
Uhr und plötzlich stehen wir alleine in der Abfertigungshalle.
Kein Mensch mehr da bei dem wir bezahlen können. Nur der Beamte
mit unserem Carnet und sein Kollege haben auf uns gewartet. Die Halle
wurde von außen zugeschlossen. Uns wird erklärt da Ramadan
ist und sie den ganzen Tag nichts gegessen haben sei nun Breakfast
für sie. Alles wird nun für eine Stunde unterbrochen und
alle Moslems warten auf den Sonnenuntergang damit sie endlich essen
und trinken dürfen.
Nach dem jemand die Halle wieder aufgeschlossen hat, der Wärter
war schon beim Breakfast, stellen wir fest, dass wirklich die ganze
Grenze, ob libysche oder ägyptische Seite, komplett dicht gemacht
hat. Wir gehen zum Restaurant an der Grenze, weil es der einzige Platz
ist an dem sich Menschen aufhalten. Es befinden sich nur Männer
im Restaurant. Alle sitzen vor ihrem Essen, das langsam kalt wird und
keiner isst. Unschlüssig setzen wir uns an einen Tisch,
eigentlich wollen wir nichts essen.
Mit der Verständigung hapert es etwas bei uns, auch deshalb weil
wir eigentlich gar nicht wissen was wir wollen. Egal wir bekommen
etwas zum Trinken vorgesetzt und Suppe und Reis und werden gefragt ob
wir Fleisch oder Huhn wollen. Mutig entscheiden wir uns für
Fleisch. Fladen und Salat werden gebracht und für jeden drei
getrocknete Datteln zum Nachtisch. Es sieht alles recht gut aus aber
keiner isst. Obwohl uns erklärt wird, wir (Ungläubigen)
dürfen essen und trinken, warten auch wir. Die Sonne ist schon
untergegangen als die Stimme im Fernsehen endlich verkündet
jetzt, ja jetzt darf getafelt werden.
Das Essen ist gut. Bedenken was Salat und Fleisch angeht werden sofort
beiseite geschoben. Nach dem Essen trinken wir noch einen Kaffee -
türkisch mit viel Satz. Da kommt ein Typ daher und nimmt die
Datteln von Dana einfach vor ihrer Nase weg. Lautstarkes Gezeter
erhebt sich am Tisch, erschrocken rückt er den Nachtisch wieder
raus. Also wirklich! Dieses Essen ist unsere erste ernstzunehmende
Begegnung mit dem Ramadan. Natürlich dauert die Pause nicht eine
sondern zwei Stunden aber danach sind wir zügig fertig. Wir
lassen uns mehrfach bestätigen, dass wir wirklich versichert sind
und nun geht es weiter Richtung Westen - dass es schlechterdings
wieder Nacht ist und wir bei Nacht nicht fahren wollten, braucht wohl
nicht mehr erwähnt zu werden.
Die Einreise nach Ägypten war zwar langwierig, schien aber einem
Plan zu folgen. Es hat genau das gekostet was laut Reiseführer zu
erwarten war, keiner wollte Bakschisch und alle waren freundlich zu
uns. Sie taten alle einfach nur ihren Dienst, weder Willkür noch
Schikane.
Trotzdem es dunkel ist, wollen wir noch bis Marsa Matruh. Dort soll es
beim Hotel Beau Site laut Reiseführer eine
Campingmöglichkeit neben, oder vor dem Hotel geben. Da wir nun
schon seit 4 Tagen in der Wildnis gehaust haben freuen wir uns auf ein
bisschen relaxen. Vielleicht kann Dana ja auch noch einmal baden. Zu
diesem Hotel gehört angeblich auch ein eigener Strand. So scheint
uns dieses Hotel ein lohnendes Ziel für diesen Abend zu sein,
auch wenn es noch über 230 Kilometer sind.
Gegen 23:30 Uhr kommen
wir in Marsa Matruh an. Die Touristenpolizei fängt uns schon am
Ortseingang ab und fragt wohin. "Wir wollen zum Hotel Beau Site
um dort zu campen." Umgehend wird dort angerufen. Es kommt
scheinbar eine Bestätigung, dass das möglich ist. Wir
dürfen weiter. Welch ein Unterschied des Stadtbildes. In Marsa
Matruh herrscht um Mitternacht noch Leben. Die Stadt ist über und
über mit bunten Lichterketten geschmückt. Überall
blinkt und leuchtet es, so wie die kitschigste Weihnachtsdekoration
bei uns. Welch ein Unterschied zum libyschen Einheitsgrau. Und
überall sieht man Cafes und Restaurants. Das Hotel Beau Site ist
etwas außerhalb am berühmten Sandstrand von Marsa Matruh.
Nach etwas Suchen finden wir es auch aber überall nur
Häuser, kein freier Platz zum campen. Sind wir hier richtig? Wir
fragen nach, ja wir können uns auf den Parkplatz vor dem Hotel
neben die Trafostation stellen. Die Strasse ist ja ruhig aber der
Trafo brummt!. Unser Versuch zwischen den Hotels, näher zum
Strand zu kommen wird von der Touristenpolizei sofort vereitelt. Also
übernachten wir auf dem Parkplatz an der Strasse mitten zwischen
Wohnhäusern und Hotels. Es ist nicht sehr romantisch. Ganz anders
als wir uns das vorgestellt haben. Wir sind beide ziemlich
enttäuscht.
Da wir aber die letzten Tage nur gefahren sind wollen wir hier eine
Fahrpause einlegen, auch müssten am Monster so ein, zwei Sachen
repariert werden. Also beschließt die Reisegruppe einen anderen
Standort zu suchen oder dann doch ein Hotelzimmer zu nehmen. Hotels
gibt es hier wie Sand am Meer doch die meisten sind geschlossen. Ganz
in der Nähe finden wir ein kleines Appartementhotel, das unseren
Bedürfnissen entspricht.
Marsa Matruh ist ein beliebter Sommerferienort bei den Ägyptern,
wenn es im am Nil oder am Roten Meer zu heiß wird. Im Winter
gleicht die Corniche in Marsa Matruh einer Geisterstadt - Hotel an
Hotel - viele mit Brettern vernagelt.
In der Altstadt während des Tages verhaltenes Leben. Kurz vor
17:45 Uhr erlischt auch das in der Stadt. Marsa Matruh gleicht nun
einer verlassenen Geisterstadt bei der sogar die Gespenster ausgezogen
sind. Der Ramadan bestimmt den gesamten Tagesablauf in Ägypten.
Cafes und Restaurants sind zwar geöffnet aber außer ab und
zu ein Tourist ist keiner drin. Es geht sogar soweit, dass auch wir
uns an den Ramadan halten und in der Öffentlichkeit weder essen
noch trinken. Hin und wieder wird uns Tee oder Kaffee angeboten. Wenn
wir dann mit der Bemerkung Ramadan ablehnen so wird das mit Respekt
zur Kenntnis genommen. Kurz vor Sonnenuntergang sitzen alle in
Restaurants oder haben sich mit Speis und Trank zu Gruppen versammelt
und warten auf das Breakfast. In manchen Restaurants sind lange
Tischreihen provisorisch aufgestellt, damit viel mehr Leute Platz
haben als sonst üblich. Diverse Organisationen bieten
während des Ramadan zusätzlich Essen an. Museen und
öffentliche Einrichtungen schließen während des
Fastenmonats um 15:00 Uhr, damit die Gläubigen sich Zeit
fürs Gebet und zum Breakfast nehmen können. Kleiner
besserwisserischer Einschub: Breakfast, für uns allgemein mit
Frühstück übersetzt, kommt ursprünglich von
"Fasten brechen" - also erstes Essen nach dem Fasten. Geht
man zu dieser Zeit durch die Gassen so wird man von fast jeder Gruppe
eingeladen mitzuessen. Sie können nicht verstehen, wie man zu
dieser Zeit rumrennen und nicht auf die Verköstigung warten kann.
Begleitet wird das ganze vom Sprechgesang des Muezzins. Überall,
also wirklich überall sind Lautsprecher aufgestellt, so dass
während der Fastenzeit der Muezzin wirklich in jedem Winkel zu
hören ist. Die Stadt ist über und über mit blinkenden
und bunten Lampen und Wimpeln geschmückt. Über fast jedem
Laden oder Hauseingang hängt eine Ramadan Laterne und es wird
während des Ramadans kein Alkohol verkauft auch nicht an
Touristen.
Wir nutzten die Zeit unsere ersten Reiseberichte zu schreiben und
stellen fest, das ist bedeutend mehr Arbeit als wir erwartet haben.
Folglich bleiben wir noch einen Tag länger in Marsa Matruh. Nach
etwa 3 Tagen tritt bei der Reisegruppe Kaso immer eine Art
Sättigung von einem Ort ein und dann muss die Karawane
weiter.
2. November 2003 Wadi Natrun
Heute biegen wir entgültig nach Süden ab. Das Ende der
langen Ost-West Spange von Douz in Tunesien bis etwa Alexandria werden
wir im laufe des Tages erreichen, dann führt uns unsere Route
immer weiter Richtung Süden. Jeder Kilometer bringt uns sodann
dem Äquator näher und näher.
Die Fahrt nach Kairo unterbrechen wir im Wadi Natrun.
Das Wadi Natrun ist ein
fruchtbares Tal in der Wüste, mit Höhelage unter dem
Meeresspiegel. Das Salz gewonnen zum balsamieren und konservieren der
Mumien gewann man hier. Daher der Name Wadi Natrun. In diesem Wadi
haben sich mehrere koptische Klöster angesiedelt, von denen heute
noch in vieren klösterliches Leben praktiziert wird. Die
Klöster stehen alle dicht beisammen und wir denken sie seien
einen Besuch wert. Weiterhin hält sich das hartnäckige
Gerücht, dass die Mönche im Wadi Natrun Wein anbauen und
auch verkaufen. Noch ein Grund, unsere gemeinsamen christlichen
Ursprünge etwas aufzupolieren.
Es folgt eine ziemlich langweilige Fahrt durch die Wüste, auf
einer fast neuen Autobahn. Außer den Werbeflächen und der
Strasse selbst ist noch nichts fertig. Die Autobahn mündet beim
Wadi Natrun auf die Hauptroute Alexandria - Kairo. Sie ist
ähnlich ausgeführt wie in Deutschland, 2-3 Fahrspuren pro
Richtung und ein Seitenstreifen. Nur hier kann an fast jeder
beliebigen Stelle auf die Trasse aufgefahren werden. Oft sind
Abzweigungen nur auf einer Seite, so muss man kurzerhand auf die
Gegenfahrbahn wechseln, fährt etwas zurück und biegt ab.
Dass natürlich Eselkarren und Radfahrer diesen Verkehrsweg mit
benutzen muss ich nicht ausdrücklich betonen. Es herrscht eine
gewisse Disziplin, die es auch uns gestattet unbehelligt im Verkehr
mitzuschwimmen. Jeder ist immer auf alles gefasst und nichts ist
unmöglich.
Wadi Natrun ist die einzige Autobahn Raststätte Ägyptens.
Sie gleicht mehr einem kleinen Dorf: Mehrere Tankstellen und
Restaurants, Straßenverkäufer und Fensterputzer, doch
leider kein Weindealer. Irgendwo dazwischen zweigt eine kleine Strasse
ins eigentliche Wadi ab. Nach mehreren Anläufen haben wir es dann
auch gefunden. Am Kloster Bishoi, das als eines der weltoffensten
gilt, wollen wir unser Nachtlager aufschlagen (das klingt wie bei Karl
May). Neben der weihrauchgeschwängerten, mystischen Stimmung im
Kloster fallen auch Äußerlichkeiten extrem auf: die
Menschen essen und trinken und die Frauen tragen keine
Kopftücher.
3. November. 2003
Nach einer relativ ruhigen Nacht vor den Klostermauern des Bishoi
Klosters platzen wir in eine koptische Morgenandacht im Kloster. Sie
wird mit viel Gesang und noch mehr Weihrauch zelebriert. Das Kloster
Deir el Surian ist nur 500 m entfernt. Wir pilgern auch zu diesem.
Alle vier noch vorhandene Klöster im Wadi Natrun sind von
koptische Mönchen, die versuchen ihre alten Traditionen zu
wahren, bewohnt. Bemerkenswerter Weise hat nimmt das Kloster Makarios,
das sich völlig abgeschottet hat, nur Männer auf, die einen
Beruf und den Militärdienst abgeleistet haben. Scheinbar fehlt es
der koptischen Kirche weder an Mönchen noch an Geld. Das zeigt
sich vor allen in ihren Kirchenneubauten.
Unsere Fahrt geht weiter Richtung Kairo nach Gize - wir sehen die
Pyramiden.
Um den Campingplatz zu
finden benötigen wir zum ersten Mal ernsthaft das GPS. Mit der
Beschreibung im Buch konnten wir nichts anfangen, aber es waren zum
Glück die GPS Koordinaten angegeben. Wir also mit dem Monster
durch die Rush Hour von Gize, immer mit dem Blick auf das GPS. Kairos
Autofahrer gehören alle in die Klapsmühle, wirklich! Wenn
man versucht mit mitteleuropäischer Umsicht zu fahren, kommt man
keinen Meter weiter. Immer wenn ich gerade losfahren will sind zwei
Taxis, ein Bus und mindestens hundert Fußgänger in die
Lücke gesprungen. Hier wird fast auf Kontakt gefahren. Die Anzahl
der Fahrbahnen wird nur durch den Mut und die Durchsetzungskraft der
beteiligten Fahrer bestimmt. Nach über einer Stunde und 3 km
Kampf erkennen wir, dank GPS, dass wir falsch sein müssen. Also
wieder zurück einen anderen Weg suchen. Letztendlich finden wir
auch das Camp und stellen uns neben einen Rotel Bus. Nein durch Gize
muss ich nicht mehr fahren, mir reichts, aber von unserem Lagerplatz
aus kann man die Pyramiden sehen. Kaso-Tours bietet seinen Reiseneden
etwas - Übernachtung mit Pyramiden Blick.
4. November 2003 Danas Geburtstag.
Früh um 6:00 Uhr
klingelt der Wecker. Dana hat heute Geburtstag, aber das ist nicht der
Grund für unser frühes und KASO-Tour untypisches Aufstehen.
Wir wollen mit dem Rotel-Bus mit zu den Pyramiden fahren. Aber zuvor
gibt's Geburtstagsfrühstück mit Kerzen und Blumen wie es
sich gehört. Warum müssen wir so früh bei den Pyramiden
sein? Die Grabkammer der Keopspyramide ist die Ursache. Es werden nur
150 Eintrittskarten pro Halbtag verkauft und sind die weg gibt es
keine Chance auf Einlaß mehr. Das ist auch der Grund warum die
Begeisterung für die Pyramiden selbst zuerst
zurückgedrängt wird, da wir mit dem Gedränge vor dem
Ticketschalter genug zu tun haben. Nach fast einer Stunde wäre
ich endlich dran aber genau vor mir wird der Schalter geschlossen. Die
150 Ticket sind verkauft. Sch...(schade)! Der ganze Rotel-Bus ging
auch leer aus. Die Reiseleiterin vom Rotel-Bus scheint die
Gepflogenheiten hier zu kennen und bittet uns zu warten. Irgendwie
schafft sie es für den regulären Preis plus 10 Pfund (1,40
Euro) Bakschisch pro Person darf der Rotel-Bus die Grabkammer
besichtigen und KASO-Tour mit ihnen.
Bevor wir die Pyramiden
richtig von außen sehen können besichtigen wir das Innere.
Es geht durch einen winzigen Gang in die Pyramide. Alle Touristen die
uns entgegenkommen schwitzen und sind außer Atem. Es ist
heiß und es stinkt. Fast auf Knien muss man in die Höhe
kriechen, bis man in einen großen Gang mit Holztreppen kommt an
dessen Ende die Grabkammer liegt. Die Ausdünstungen der Touristen
sind auch der Grund, weshalb nur 150 Eintrittkarten pro Halbtag
verkauft werden. Der Grund weshalb man nicht fotografieren darf liegt
auf der Hand, wenn man in der Grabkammer ist. Es gibt einfach nichts
Interessantes zu fotografieren, außer eben das Gefühl im
Inneren eines der bekanntesten und größten Gräber der
Menschheit zu sein. Ein Ort der ein über 4000 Jahre altes
Geheimnis beinhaltet aber das kann man nicht fotografieren.
Endlich wieder draußen, erkennen auch wir, dass die Pyramiden
mit die faszinierernsten Bauwerke sind, die wir bisher gesehen haben -
grandios und beeindruckend. Die Faszination wird nur durch
unzählige Souvenirhändler, Kamelvermieter, Taxifahrer und
Touristen samt Touristenpolizei gedämpft. Wir machen eine
halbstündige Wanderung in die Wüste, damit wir alle 3
Pyramiden gemeinsam bewundern können. Dieser Ausflug wird
begleitet von einem berittenem Cola-Verkäufer und einem
Pferdevermieter. Das Wort NEIN scheinen sie nicht zu kennen. Und noch
einmal, die Pyramiden sind faszinierende Bauwerke. Wir können uns
an ihnen nicht satt sehen. Das drückt sich dann bei mir durch ca.
170 komponierten Bildern aus.
Bei der Sphinx erlauben wir uns außer dem Bauwerk auch bei der
Betrachtung der Touristen zu verweilen. Eine normale Reisegruppe steht
ca. 17 Minuten bei der Sphinx herum. Dabei werden auf Erklärungen
ca. 4 Minuten verwendet. Weitere 7 Minuten werden für 3 Bilder
benötigt. Erstes Bild von der Sphinx mit unbekannten - meist
deutschen oder japanischen Touristen, die durchs Bild latschen.
Für das nächste Bild wird mehr Zeit verwendet, weil jeder
Tourist bemüht ist die Sphinx mit Pyramide doch ohne unbekannte
Touristen zu fotografieren. Beim dritten Bild wird normalerweise
fremde Hilfe erbeten, weil man auch ein Bild mit Sphinx und mit einem
selbst benötigt. Wir zeigen hier nur das dritte Bild, und weisen
darauf hin, dass wir für Bildausschnitt und Komposition nicht
verantwortlich sind. Wir sind das Motiv!. Die verbleibenden Minuten
werden wieder den Souvenirverkäufern und dem Abweisen
ähnlicher Elemente verwand.
5. November 2003 Kairo
Kairo, eine Stadt mit
einem Verkehrsproblem. Ein Zitat gibt Kairos Verkehrssituation am
besten wieder. "... in Kairo wird so Auto gefahren, dass sogar
der faulste Mensch lernt um sein Leben zu rennen". Jeder
fährt eigentlich wie er will , passt auf, dass er nicht von
anderen getroffen wird und hupt. Wir nehmen das Taxis zur Deutschen
Botschaft. Ich will einen Brief abholen, den mir eine Freundin dorthin
nachgeschickt hat. Laut Reiseführer soll das die beste
Möglichkeit sein in Ägypten Post zu bekommen.
Dem ist nicht so. Wenn der Empfänger nicht bekannt ist, so werden
die Briefe auch nicht entgegen genommen und eventuell zurück
geschickt. Mein Brief ist zumindest nicht angekommen und bis jetzt
auch nicht wieder in Deutschland. Das hat mich geärgert und der
Verkehr hat mich geärgert und die Verhandlungen mit dem
Taxifahrer, der Lärm und der Gestank, die Luft und der Dreck,
und, und.
Wir haben unser
Pässe bei der Äthiopischen Botschaft abgegeben um ein Visum
für Äthiopien zu erhalten. Angeblich benötigt man
dafür eine Empfehlung oder sogar ein Rückflugticket. In
Kairo benötigt man nur seinen Pass und die nötigen Dollar
für die Tinte (Tinte ist in Botschaften extrem teuer). Morgen
können wir es abholen. Das bedeutet noch einmal in die Innenstadt
von Kairo
Heute Abend besuchen wir Sound und Light an der Sphinx. Eine
multimediale Vorstellung über die Geschichte der Pyramiden und
der Sphinx. Nett aber sehr kitschig. Die Pyramiden in rot, grün
oder blau. Die Sphinx mit dem Gesicht von Tut el Amon und vieles
mehr.
6. November 2003
Wir fahren nochmals in
die Innenstadt holen unser Visum ab und besuchen die Souks. Es sollen
die größten von Ägypten sein. Hier gibt es alles was
eine ägyptische Familie so braucht oder auch nicht. Es gibt eine
Gasse mit vielen Buden die Papierblumen verkaufen, eine andere Gasse
verkauft nur Waagen und Gewichte, die nächste allerlei für
Bauchtanz Kostüme. Aber alle Artikel werden immer gruppenweise
verkauft. Obwohl ich morgens geduscht und frische Hosen angezogen
habe, sehe ich abends aus, wie durch den Dreck gezogen, dabei war ich
nur einkaufen. Dieser Tag gibt uns so den Rest, dass wir
beschließen am darauf folgenden Tag Kairo fluchtartig zu
verlassen.
7. November 2003
Wir fahren durch die
Libysche Wüste ins New Valley. Unsere erste Station ist die Oase
Bahariya. Die Strecke führt 300 km entlang einer Eisenbahn Linie:
Sand- und Geröllwüste, hin und wieder unterbrochen durch
Sandstein Gebirge, im großen und ganzen langweilige Landschaft
aber sehr entspannend nach dem Chaos in Kairo. Zur Oase el Bawiti gibt
es nicht viel zu sagen. Die einzige Attraktion im Dorf ist das Hotel
"Alpenblick" und das ist so unscheinbar, dass es fast nicht
auffällt. Wir nutzen den Aufenthalt um uns für die
nächsten 2 Tage in der Wüste zu rüsten. Dabei wird ein
bisschen am Monster repariert und Wäsche gewaschen und unser
Proviant aufgefüllt.
An Bier oder Wein ist im Ramadan fast nicht dran zu kommen. Die
Alternative heißt "Birell" ein in Lizenz gebrautes
schweizerisches, alkoholfreies Bier. Es ist nicht mit unserem
alkoholfreien Bier zu vergleichen. Kalt ist es in maßen, warm
ist es absolut ungenießbar, wenn nicht sogar giftig. Mit diesem
Bier decken wir uns ein. Es ist schon seit Tagen unser Begleiter, es
ist das einzige nicht übersüßte Getränk, aber ich
kann es nicht mehr sehen.
9. November 2003 Vollmond
Wir fahren weiter und wollen 2 Tage in der "weißen
Wüste" bleiben. Der Weg führt zuerst durch die
"schwarze Wüste". Vergleiche mit Mordor und den dunklen
Gebirgen aus "Herr der Ringe" drängen sich auf. Links
und rechts der Straße Hügel und Berge, bedeckt mit
schwarzem Staub. Der Horizont verliert sich in einer schwarzen Weite.
Allmählich hebt sich die Landschaft und wir fahren auf einem
Hochplateau. Nach einem plötzlichem Felsabbruch öffnet sich
die "weiße Wüste". Bizarre, absolut weiße
Kalksteinformationen ragen aus dem Sand: große, kleine, runde,
kantige, pilzförmige, manche haben Gesichter, andere sehen aus
wie Häuser. Ein riesiger Figurengarten der Natur, erschaffen in
endloser Zeit.
Die Gegend ist durchzogen mit Reifenspuren in alle Richtungen. Die
Hauptroute ist im Reiseführer mit GPS Koordinaten angegeben, so
dass auch wir den Einstieg finden. Wir folgen der Piste bis zum
Abzweig nach Süden. Dort sollen aber irgendwo Weichsandfelder
sein, die schwierig zu durchfahren sind. Die Hauptpiste ist nicht mehr
auszumachen, alle Richtungen laden zum Fahren ein. Überall sind
Spuren und man ist fast gezwungen weiterzufahren, nur um hinter den
nächsten Kalksteinfels zu schauen. Bisher sind wir überall
gut durch gekommen. Dana wird langsam unruhig, da der Sand immer
weicher wird und wir immer weiter fahren. Mich lockt das Unbekannte
... bis wir im Sand festsitzen - aber so richtig!! Es hilft kein 4x4
und keine Sperre, es hilft nur Schaufel und Sandblech. Aber wir kommen
wieder raus. Nach einer Stunde schaufeln, Sandbleche tragen und
schwitzen suchen wir einen Schlafplatz mit etwas festerem Untergrund.
Die Grenzen des Machbaren mit unserem Monster wurden uns hier sehr
deutlich aufgezeigt. Unser Gefährt hat es zwar geschafft, aber
ein normaler Geländewagen ist einfach an uns vorbei gefahren und
nicht stecken geblieben. Sand ist zu meiden!
Dafür werden wir mit einer wolkenlosen Nacht bei Vollmond
belohnt. Unheimlich ist die Landschaft. Nachdem der Vollmond
aufgegangen ist gleicht die Nacht einer langanhaltenden
Dämmerung. Die Kalksteinskulpturen umgeben uns und werfen fahle
Schatten im Mondlicht. Vielleicht klingt die Beschreibung allzu
prosaisch aber es ist ein kaum zu schilderndes Szenario. Wir haben in
der Oase genügend Holz gesammelt und können in der
kühlen Nacht lange an einem kleinen Lagerfeuer sitzen und die
Einsamkeit genießen.
10/11. November 2003
Die Nacht war kalt der Tag gefühlte 20 Grad und windig. Mit
unsrer Camp-Shower haben wir die erste warme Dusche seit langem. Aber
Vorsicht der Kalkstein löst sich schnell, wird zu weißer
Pampe, hängt in großen Klumpen an den Füßen und
geht nicht mehr ab. Hmmmm....
Den ganzen Tag bleiben wir in der "Weißen Wüste".
Eine kleine Wanderung bei langsam aufkommendem Sandsturm
vergegenwärtigt uns wie leicht man sich in der Wüste
verirren kann. Unser Monster finden wir dank GPS sehr leicht wieder,
obwohl uns etwas unwohl ist bei dem blinden Vertrauen auf die Technik.
Je länger die Wanderung dauert, desto mehr erscheinen die
Kalksteine wie Sahnetörtchen. Es wird langsam Zeit für
Kaffee und Kuchen.
Weiter hinein in die
Wüste wollen wir nun doch nicht fahren. Unsere Erfahrungen von
gestern hindern uns daran. Sogar der Gedanke durch den Sand wieder
zurück zur Strasse zu fahren, schreckt uns. Gegen 17.00 Uhr
klettern wir auf unsern eigenen Kalksteinberg und genießen bei
einem Birel das Schauspiel des Sonnenuntergangs. Die Nacht ist wieder
unbeschreiblich, bei Lagerfeuer, Vollmond und Pfefferminztee. Ich
werde hier noch zum Pfefferminztee Junkie
Die Strecke aus dem Sand zur Strasse erkunden wir abschnittsweise per
Pedes. Wir kommen ohne Probleme raus. In der Nähe der Strasse
fragt uns ein einheimischer Touristenführer nach Ticket oder
irgendwas. Wir verstehen nichts. Man braucht hier keine Eintrittskarte
- noch nicht. Weiter führt unsere Reise in die Oase Dahkla
12/13 November 2003 - Oase Dahkla
Zum zweiten mal macht uns die Größe des Monsters richtig zu
schaffen. Die Einfahrt zum Kamees Camp ist zu niedrig. Es fehlen
einfach 50 cm. Also müssen wir durch den Gemüsegarten
fahren. Zum Glück ist das Monster etwas geländegängig
und hat einen relative hohen Radstand. Durch Matsch und Maisfeld
erreichen wir unseren Lagerplatz. Natürlich sind wir die einzigen
Gäste. Aber es ist echt nett hier. Sogar Warmwasser und Strom
gibt es. Durch einen glücklichen Griff meiner magischen
Hände, gibt es plötzlich keine Strom mehr in der gesamten
Anlage. Alles ist dunkel. Zu was habe ich schließlich Elektriker
gelernt. Mein ägyptischer Kollege braucht über eine Stunde
um den Fehler zu finden. Aber nachdem wir vom Abendessen zurück
kommen erstrahlt die Anlage wieder im hellen Licht einer 40 Watt
Glühbirne.
Die Oase ist eine Wohltat
für die Augen. Das Gras erscheint grüner als bei uns. Am
Rand eines steil abfallenden Gebirges, schmiegt sich die
Wüsteninsel in ein kleines, grünes Tal aus Palmen und
Gemüsebeeten. Sie ist nett, aufgeräumt und die Menschen sind
freundlich. Das Wasser wird aus Brunnen und heißen Quellen
gepumpt und über kleine Kanäle verteilt. Über 100
heiße Quellen sollen hier sprudeln. Uns lockt das Baden in den
heißen Quellen aber nicht, stattdessen haben wir uns
Fahrräder geliehen und radeln durch die Oase. Die
Wanderdünen bedrängen langsam die Felder und Gärten.
Eine Wanderdüne hat sich schon zwischen Camp und Dorf gelegt.
Unbarmherzig deckt sie einfach Kulturland zu. So entsteht eine
einzigartige Atmosphäre. Hier nehmen wir uns auch mal wieder Zeit
unsere Berichte zu schreiben
Beim Besuch des Dorfes
el Qasr werde ich direkt mit meiner beruflichen Tätigkeit
konfrontiert. Ich entdecke eine Presse bei der es sich leider gar
nicht lohnt sie zu automatisieren. Dennoch bin ich fasziniert. Es ist
eine voll funktionsfähige Presse ohne ein Stück Metall.
Das ganze Dorf ist aus Lehm gebaut. Alles ist braun und brüchig.
Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn es regnet.
15. November 2003
Die Vielfältigkeit der Wüste ist fast nicht zu beschreiben.
Sie erstrahlte in allen Farben seit wir Kairo verlassen haben:
schwarz, weiß, grau, rot, gelb etc. An einer Stelle unsrer Reise
berührten wir die das große Sandmeer. Unvorstellbare Massen
von Sand, goldgelb und erhaben, die sich langsam und unaufhaltsam
bewegen. Sie begraben einfach eine Strasse mit allem drum und dran
unter sich. Es gibt kein Aufhalten, die Strasse muss um die
Wanderdüne herumgebaut werden, bis die nächste Düne
kommt. Dann wieder unendliche Weite, nur Ebene, flach, grau, trocken,
so weit das Auge reicht. Die Wüste wirkt als könnte sie
alles vereinnahmen, dennoch wunderschön.
Mit einem kurzen aber ärgerlichen Zwischenstopp in der Oase
Kharga geht es weiter an den Nil. Wir verlassen die Faszination
Wüste und gegeben uns dem Chaos, den Touristen und der Kultur in
Luxor hin und treffen alte Bekannte wieder. Im Rezeiky Camp steht der
Rotel Bus den wir schon aus Kairo kennen. Die Reisegruppe war
natürlich viel schneller als KASO-Tour und befindet sich bereits
auf dem Rückweg nach Norden. Wir lassen uns Zeit die Trümmer
von Luxor zu betrachten.
16. November 2003
Der Tempel von Karnak
darf sich rühmen heute von uns besichtigt zu werden. Besonders
imposant ist die Papyrushalle mit ihren mehr als 135 gewaltigen
papyrusförmigen Säulen. Sie ist mit unzähligen Bildern
geschmückt und über und über mit Hieroglyphen bedeckt.
Selbst nach 4000 Jahren ist die Qualität und die Präzision
mit der sie gefertigt sind verblüffend. Wir sind überzeugt,
dass das es im heutigen Ägypten keinen Araber gibt, der mit
solcher Präzision arbeiten kann. Egal wo man hinschaut wird
gewahr, alles wird nur halb und furchtbar schlampig durchgeführt.
Den Vergleich zwischen damals und heute darf man einfach nicht
ziehen.
Es bleibt heute noch
genügend Zeit auch den Luxor Tempel bei Nacht zu erleben. Durch
die Beleuchtung wirken die Reliefs sehr plastisch. Die Gasse der
Widder, angelegt von Alexander dem Großen, scheint sich im
Unendlichen zu verlieren und die Moschee, die sich mittlerweile bis
ins Innere des Tempels erstreckt, wird ein Teil des Ganzen. Bei Tag
wirkt sie wie ein Stachel der hier nicht hingehört. Die
Altertumswächter haben mal kurz nicht hingekuckt (1968) und
schupp die wupp stand im Tempel ne Moschee.
Nur der römische Teil des Tempels wirkt unangemessen und poplig.
Waren wir in Leptis Magna von der Kultur der Römer beeindruckt,
erscheinen ihre Bauwerke hier im Vergleich zu den Vermächtnissen
der Pharaonen und Co geradezu bedeutungslos.
17. November 2003
Am 7. Jahrestag des Luxor Attentats mutet es uns nicht ratsam an die
Königsgräber zu besichtigen. Touristische Pause. Stimmt
natürlich nicht ganz, wir besuchten das Mumifizierungsmuseum in
Luxor. Es wurden nicht nur Menschen "haltbar" gemacht
sondern auch "heilige" Tier. So kann man hier außer
der Mumie eines Priesters und Generals auch mumifizierte Affen,
Krokodile und sogar mumifizierte Fische bewundern. Obwohl diese auch
nicht anders aussehen als die Überreste beim Fischhändler
auf dem Markt. Nur die mumifizierte Ente, an der sich ein
Wissenschaftler 1947 versuchte, wirkt wie das Produkt einer
Broilerbude. HäHäHä :)
18. November 2003
Wir überqueren mit der Fähre den Nil und suchen eine
Fahrgelegenheit zu den Königsgräbern. Wir sind als Touristen
anscheinend sehr leicht zu erkennen (vermutlich der Rucksack), deshalb
wird uns ein Taxidienst schon auf der Fähre angeboten. Als wir
dann die andere Seite erreicht und immer noch nicht zugesagt haben,
ist der Preis mittlerweile in eine Region gerutscht die uns angemessen
erscheint. Wir lassen uns zum Tal der Könige fahren.
Die Gräber sind teilweise tief in den Berg hinein gegraben und
wir fühlen uns wie Indiana Jones: zuerst Stufen um Stufen hinauf
und durch enge Gänge hinunter in den Berg. Manche Gräber
sind mit Reliefs ausgeschmückt, in andern wird das Buch der
Stunden mit bunten Hieroglyphen erzählt, andere zeigen
alltägliche Szenen als Relief in Stein gehauen mit Farben
ausgemahlt und reichlich verziert - und alles über 3500 Jahre
alt. Im Grab von Setos II erkennen wir, dass es auch schon vor 3500
mit manchem Projekt Probleme gab. Im Eingangsbereich des Grabes sind
die Reliefs noch in Stein gehauen und reichlich mit Farben verziert.
Je weiter man in das Grab hinein kommt desto rudimentärer ist die
Ausschmückung. Im Bereich der Grabkammer sind die Hieroglyphen
nur mit einem Stift als Skizze auf die Wand gemalt. Für die
Deckengemälde fehlte es anscheinend an Zeit und Fantasie.
In diesem Grab liegt auch
eine unbekannt Mumie die nicht der Eigentümer des Grabes ist. Ich
bin überzeugt, es ist der Projektleiter. Er sollte sein Werk in
der Ewigkeit fertig stellen - Projekt gescheitert. Nach Besichtigung
der von uns ausgewählten 3 Gräber wandern wir über
einen Bergkamm zum Tempel der Hatschepsut. Auf dem Kamm
erschließt sich die Eigentümlichkeit der Region. Linkerhand
zieht sich der Nil von Süden nach Norden als ein grünes Band
in einer fruchtbaren Ebene, rechts erstrecken sich Sandsteingebirge
und endlose Weite einer unfruchtbaren, kargen Wüste. Krasser kann
ein landschaftlicher Gegensatz nicht sein.
Auf der Rückfahrt mit der Fähre schmiegt sich Frau Kaso an
Mann Kaso als der Ruf eines neidischen Ägypters an unser Ohr
dringt ".. no I love you during Egyptian Ramadan" ein
Notstand der wohl manches Verhalten hier erklären kann.
19. November 2003 Konvoi
Die Strecke Luxor - Assuan ist konvoipflichtig. 5:30 Aufstehen. Wir
müssen um 7:00 Uhr am Konvoisammelplatz sein. Wo bitte ist die
Sammelstelle, sind wir schon an ihr vorbei gefahren, oder gibt es die
Konvoipflicht gar nicht mehr? Es ist gleich 7:00 Uhr und kein Konvoi
in Sicht. Erst der Polizeiposten 20 km hinter Luxor hält uns auf.
Der Konvoi kommt. Er ist sehr klein und besteht aus ca. 10 Bussen,10
Privatfahrzeugen und ein paar Taxen. Ein Polizeifahrzeug fährt
voraus und eines am Schluss. Nach wenigen Kilometern sind wir die
letzten, alle haben uns überholt, hinter uns ist nur noch die
Polizei und drängt uns weiter. Da wir maximal nur 80-90 km/h
fahren können hängt der Konvoi uns sehr schnell ab. Ein paar
mal können wir ihn bei Hindernissen noch einholen. Die Polizei
versucht uns anzutreiben. Wir übertreten mit staatlicher Gewalt
alle Verkehrsregeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Keine Chance,
nach 1,5 Stunden haben auch die Staatsdiener die Hoffnung aufgegeben,
in diesem Leben den Konvoi noch jemals einzuholen. Wir haben jetzt
unsere Beschützer ganz für uns alleine.
Sobald sich dem Monster
irgendetwas in den Weg stellt, das den Anschein erweckt unsere
Geschwindigkeit auf unter 80 km/h zu drosseln, wird es durch die
"wohlklingende Symphoniesirene", unseres hinter uns
drängelnden Begleiters, von der Strasse geblasen. Dies gilt
insbesondere innerhalb geschlossener Ortschaften. Wir fühlen uns
sehr wichtig mit dieser Eskorte. Nach 4 Stunden erreichen auch wir
Assuan. So schnell waren wir noch nie.
In Assuan erwarten uns gleich mehrere Enttäuschungen.
Es gibt keinen Campingplatz oder auch nur eine halbwegs ruhige Ecke an
der man sich gemütlich hinstellen könnte. Wir müssen
uns ein Hotelzimmer suchen. Wir finden auch eines, das uns akzeptabel
erscheint. Ein kleines aber sauberes Zimmer, mit einem winzigen Balkon
im 4 Stock. Der Aufzug ist genau so bereit wie ich und man kann damit
nicht in den 4 Stock fahren weil er kurz vor dem 4 Stock
regelmäßig hängen bleibt. Außer
Campingstühlen, unsere Bettdecken, das Geschirr, die Kühlbox
und den Gaskocher benötigen wir fast nichts aus dem Monster. Wie
gehen andere in Ägypten ins Hotel, die keinen eigenen Hausstand
bei sich haben - keine Ahnung. Wir ziehen nach nur 1 Stunde in den 3
Stock weil der Boiler im Bad so laut ist, dass man sicher nicht
schlafen kann.
Die nächste Enttäuschung ereilt uns als wir das Büro
der Transportgesellschaft aufsuchen, die die Fähre über den
Nasser Stausee unterhält. Weil das Monster so groß ist
können wir nicht mit der normalen Fähre über den See
fahren, sondern brauchen einen Ponton. Auch ist die reguläre
Fähre bis zum 8. Dezember ausgebucht (sie hat nur 4 Plätze).
Der nächste Ponton kann erst nach dem Ramadan fahren. Der Preis
des Pontons ist so hoch, dass wir ihn besser verschweigen. Leider sind
keine andern Autos hier mit denen man die Kosten teilen könnte.
Auch eine Diskussion ob wir nicht doch irgendwie mit der anderen
Fähre oder dem Frachtschiff fahren könnten bleibt ohne
Erfolg. Am kommenden Dienstag endet der Ramadan das bedeutet die ganze
Woche wird nicht mehr gearbeitet. Der nächste Ponton kann also
frühestens für den 29. November organisiert werden. Das sind
noch 10 Tage.
Unsere Aufenthaltsgenehmigung für Ägypten läuft am
28.November aus. Das Monster muss bis spätestens 29. November
ausgeführt werden und unser Visum für den Sudan verliert am
4. Dezember seine Gültigkeit. Die Zeit arbeitet gegen uns.
Wir machen uns auf und schreiben Zettel und Plakate: Wir suchen Fahrer
und Ladung für ein Ponton nach Wadi Haifa. So wie es uns
erklärt wird, müssen wir Kaso-Tour den Ponton anheuern und
es beleibt uns überlassen wie viele Autos oder Fracht darauf
steht. Wir verkaufen also den Platz auf dem Ponton.
20/21 November 2003 Assuan
Wir versuchen unsere gedämpfte Stimmung durch etwas touristisches
Programm zu heben. Die Insel Elefantine liegt mitten im Nil. Hier
befinden sich auf engstem Raum 2 nubische Dörfer, deren
Häuser aus Lehm gebaut sind. Abwasserkanäle laufen stinkend
und in allen regenbogenfarben schimmernd quer durchs Dorf in Richtung
Nil. Direkt angrenzend residiert ein 5 Sterne Hotel mit einem
Zimmerpreis von 195 US Dollar pro Nacht. Diese Koexistenz verursacht
fast physische Schmerzen.
22. November 2003 Hafen am High Damm
Heute geht das letzte
reguläre Fährschiff vor den Ramadan Ferien. Deshalb fahren
auch wir zum Hafen raus. Es gibt keinerlei Anlass zu glauben wir
könnten mit dieser Fähre mitkommen, und trotzdem haben wir
Wasser und Lebensmittel gekauft und das Monster reisefertig gemacht.
Mangelnden Optimismus kann man uns wirklich nicht vorwerfen. Am Hafen
herrscht Gedränge und es ist mächtig was los. Eigentlich
nicht am Hafen selbst sondern an dessen Zufahrt, weil in den Hafen
lässt man uns nicht. Das Schiff nach Wadi Haifa ist strenger
bewacht als eine Bank. Wie gesagt - was wir hier wollen ist uns selbst
nicht klar, wir wollen nur präsent sein. Nach kurzer Zeit
begegnet uns Herr Salah, von der Transportgesellschaft. Er ist
verwundert uns hier zu sehen meint aber dann, wir könnten doch
einiges klären. Nach Gesprächen mit Verlademeister und
anderen "Managern" der Schifffahrtsgesellschaft ist klar,
unser Monster passt wirklich nicht auf die reguläre Fähre,
es bleibt nur der Ponton. Mittlerweile haben alle wichtigen
Persönlichkeiten des Hafens unser Monster besichtigt.
Plötzlich kommt ein anderer Herr dazu, der uns freundlich
begrüßt und uns glauben macht, dass noch einmal 2 Autos aus
Kairo kommen, die nächste Woche in den Sudan wollen. Es stellt
sich heraus, wir können nicht am 29 fahren sondern erst am 30
November. Die Überfahrt dauert 3 Tage. Eventuell wird noch
weitere Fracht gefunden, so dass KASO-Tour nicht die gesamten Kosten
tragen muss. Nach einem halben Tag am Hafen haben wir das Gefühl
alles getan zu haben, was in unserer Macht steht - Inschallah.
Die Suche nach einer geeigneten Campingmöglichkeit scheitert
daran, dass man immer nur die Wahl zwischen Öffentlichkeit und
Sandpiste hat. Also gehen wir in ein anderes Hotel, in dem wir aber
auch die bereits geschilderte Ausrüstung benötigen. Unser
touristisches Programm beschränkt sich auf Feluka fahren und
"any Service" am Monster
Felukas sind die
Segelschiffe hier auf dem Nil. Es macht Laune mit so einem Kahn in der
Abendsonne auf dem Nil rumzuschaukeln, vor der stimmungsvollen Kulisse
des Old Kataract Hotels (Agahta Christie: Tod auf dem Nil) die Strudel
im Nil zu betrachten und sonst nichts zu tun. Wir haben die
älteste Feluka und unser Feluka-Kapitän wohl auch einer der
Unfähigsten. Alle Felukas segeln oder kreuzen im Wind nur wir
dümpeln dauernd in der Flaute. Wirklich kein Windhauch in unsren
Lappen und 100m weiter ziehen andere Schiffe mit bauchigen Segeln an
uns vorbei. Erst bei vollkommener Dunkelheit steigen wir noch lange
vor der eigentlichen Anlegestelle aus. Außer unserer Feluka ist
keine andere mehr unterwegs. Und trotzdem hat es viel Spaß
gemacht. Gemäß dem Motto "lerne zu klagen ohne zu
leiden" führen wir dann auch die nicht zu umgehenden
abschließenden Bezahlungsverhandlungen. Preis und Dauer hatten
wir natürlich schon vorher vereinbart.
25. November 2003
Langsam liegen die
Nerven blank. Nur hier rumhängen und nichts tun. Auf den Strassen
herrscht ein Getöse und Gelärme, da alle in
Feiertagsstimmung sind. Und immer noch sind wir die einzigen, die
nächsten Sonntag nach Wadi Haifa wollen.
Da der Ramadan vorbei ist, ist die Stadt voller Leute überall
sind Menschen die feiern und Lärm machen. Das Ende vom Ramadan
wird hier so gefeiert wie bei uns Weihnachten. Es wird geputzt und
gebacken und das normale Leben schläft ein. Sogar die Souks sind
zum großen Teil geschlossen. Es geht bis in die späte Nacht
hinein. Auf der Strasse veranstalten die Kinder schon seit 7:00 Uhr
Rennen mit Esel und Pferden. Konnte man bisher wenigstens die
frühen Morgenstunden genießen so herrscht jetzt immer eine
Lärmkulisse die uns vertreibt.
26. November 2003
Wir sind im Sara Hotel außerhalb von Assuan. Tagsüber macht
es einen sehr ruhigen Eindruck mit tollem Blick auf den Nil und die
Inseln. Der Preis ist erträglich und wir sind die einzigen
Übernachtungsgäste. Trotzdem herrscht bei Nacht
Partystimmung. In der hoteleigenen Disco feiern die Einheimischen das
Ende des Ramadans bis zum anderen Morgen - man kann nicht fliehen.
Eben hat Herr Salah von der Nil Transportgesellschaft angerufen, es
gibt angeblich noch ein Auto das am Sonntag mit uns nach Wadi Haifa
will. Johanna und Mark wollen uns besuchen um mit uns alles zu
besprechen. Ja - wir verkaufen die Tickets nach Wadi Haifa.
Trips and cargo to Sudan are organized by KASO-Tour .
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